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Promille-"Killer"

 

Seit mehr als 50 Jahren werden immer wieder angebliche "Wundermittel" in den Handel gebracht, mit dem Versprechen, die erreichte Alkoholkonzentration im Körper beschleunigt abzubauen, womit dem Verbraucher eine mehr oder minder sofortige Ernüchterung suggeriert wird.

Meist handelt es sich dabei um Limonaden, die extrem hohe Konzentrationen an Fruchtzucker (Fructose) und Vitamin C (Ascorbinsäure) aufweisen, oft zusammen mit geringen Mengen an Chinin, das auch in den Bitter-Lemon-Limonaden den charakteristischen Bitter-Geschmack verursacht.

Obwohl diese Zubereitungen vom beabsichtigten Verwendungszweck her - nämlich der Erhöhung des Alkoholstoffwechsels - Körperfunktionen beeinflussen sollen und somit dem strengen Arzneimittelgesetz zu unterliegen haben, werden diese Präparate quasi als Lebensmittel (sogenannte "Nahrungsergänzungsmittel") angeboten, mit der Argumentation, daß die einzelnen Komponenten - unabhängig von ihrer hohen Dosierung - als Lebensmittel anzusehen sind.

Bekannte Nebenwirkungen derartiger Präparate sind Durchfall, Übelkeit und Brechreiz, in einigen Fällen wurden kollapsähnliche Symptome beobachtet.

Als "Wirkung" wird die Herabsetzung des Gipfelpunkts der festgestellten BAK bzw. neuerdings der AAK umgedeutet in einen "beschleunigten Abbau". Die tatsächlich zu beobachtende Absenkung der Alkoholkonzentration ist jedoch lediglich auf eine Verzögerung der Resorption bzw. auf Verdünnungseffekte zurückzuführen, die zu einer Abflachung der BAK-Kurve führen. Diesen Effekt kann man ebenso gut mit einfachem Mineralwasser erreichen. Von einem beschleunigten Abbau könnte nur dann gesprochen werden, wenn der zeitliche Abbau (Maßstab ist der stündliche Abbauwert ß60) deutlich erhöht wird. Genau dies wurde jedoch von fast allen Untersuchern nicht festgestellt. Lediglich BILZER konnte in seinem Kollektiv eine geringe Beschleunigung durch Fructose von 0,12 mg/g/h auf 0,17 mg/g/h feststellen. Diese eher bescheidene Beschleunigung des Abbaus um 0,05 Promille/Stunde dürfte kaum die Erwartungen der Verbraucher an ein "Ernüchterungsmittel" erfüllen.

Auch Mittel, die auf Tee-Extrakten chinesischen Phytotherapeutika (Geißblatt, Löwenzahn, Chrysanthemen u.a.) basieren, konnten in ihrer Wirksamkeit nicht bestätigt werden.

Insgesamt kann man Verbraucher nur davor warnen, derartige Wundermittel zu kaufen. Die versprochene Wirkung wird nicht erzielt. Die Absenkung des BAK-Gipfels kann ebenso gut und wesentlich billiger durch gleichzeitigen Konsum von zuckerhaltiger Limonade (oder noch besser durch Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum) erreicht werden.

Literatur:

KLEIBER, M., SEIFERT, H., WELK, I. Ein neues "Promille-senkendes" Getränk auf dem Markt ? Blutalkohol 22, 432-438 (1985)

SCHMIDT,V., RESCHELET, T., OEHMICHEN, M., SCHNEBLE, H. Alter Wein in neuem Schlauch: Der "Promille-Killer" PARTY-PLUS. Blutalkohol 32, 241-253 (1995)

BILZER, N., SCHEWE G., BLAUERT, J., KIRSCHALL C. Experimentelle Untersuchungen mit dem Evidential 7110 Mk II von Dräger im standardisierten Trinkversuch bei gleichzeitiger Gabe von Fructose und Ascorbinsäure. Blutalkohol 34, 89-101 (1997)

TATSCHNER, T., PATZELT, D., Lang, C. Untersuchungen zum Ethanolabbau nach peroraler Gabe von Fructose- und Glucoselösungen. Blutalkohol 35, 19-24 (1998)

MUßHOFF, F., PREUSS, J., HIERAUF, A., MADEA, B. Der Promille-Killer "Break Down". Blutalkohol 44, 78-86 (2007)

 

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Letztes Update dieser Seite: 10.03.2019 - IMPRESSUM