ASCOD SV von General Dynamics UK

ASCOD SV – „PIMP MY ULAN“

by Doppeladler

ASCOD SV von General Dynamics UKVorschau auf den ASCOD SV Scout (Aufklärungspanzer) © General Dynamics UK

Die britische Armee setzt in Zukunft auf den ASCOD SV von General Dynamics UK. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des in Österreich als „Schützenpanzer Ulan“ eingeführten Panzerfahrzeugs. Auf der Londoner Rüstungsmesse DSEi 2011 wurde ein erstes Versuchsfahrzeug vorgestellt.

Erprobungsfahrzeug ASCOD SV (ASCOD PT3)Das auf der Messe DSEi 2011 ausgestellte Fahrzeug ist der Ulan-Prototyp PT3 mit dem neuen Gefechtsturm für den ASCOD SV Scout © General Dynamics UK

Auch wenn man im Zusammenhang mit dem ASCOD SV seitens des britischen Verteidigungsministeriums und General Dynamics UK (GDUK) nicht müde wird, die britische Ingenieurskunst und Entwicklungsarbeit hervorzuheben, sollte man die rot-weiß-rote Vorarbeit bzw. Beteiligung am Programm nicht außer Acht lassen. Die Abkürzung ASCOD steht nämlich für “Austrian-Spanish Cooperative Development”. Es handelt sich um eine Fahrzeugfamilie, welche von General Dynamics Santa Bárbara Sistemas aus Spanien und der Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug GmbH aus Wien gemeinsam entwickelt wurde (heute sind beide Unternehmen Teil von General Dynamics European Land Systems – GDELS). Der ASCOD wurde in Österreich als „Ulan“ und in Spanien als „Pizarro“ eingeführt. Bereits dieses ASCOD Konsortium hat auf Basis der Austro-Variante mit der Weiterentwicklung zum ASCOD 2 begonnen. Der ASCOD SV ist eine unter der Führung von GDUK für die British Army maßgeschneiderte Variante des ASCOD 2 und befindet sich eine Gewichtsklasse über dem Ulan. Soweit zum Familienstammbaum.

ASCOD SV ScoutDie Grafik zeigt einen ASCOD SV als Aufklärungspanzer © General Dynamics UK

DAS FRES SV PROGRAMM

Am 22. März 2010 wurde General Dynamics UK vom britischen Verteidigungsministerium zum „bevorzugten Bieter“ für die Demonstrationsphase des FRES SV Programms ernannt. FRES (Future Rapid Effect System) ist ein groß angelegtes Beschaffungsprogramm zur Neuausstattung der British Army mit tausenden neuen gepanzerten Fahrzeugen. FRES SV (Specialist Vehicle) soll den Bedarf an mittleren Kettenfahrzeugen decken und vor allem die Fahrzeuge der Combat Vehicle Reconnaissance (Tracked) – CVR(T) – Familie ersetzen, die bereits seit den frühen 1970er Jahren in Verwendung stehen. Bekannte Vertreter dieser Familie sind der FV107 Scimitar, der FV101 Scorpion, der FV106 Samson und der FV103 Spartan.

Soweit bekannt setzte sich der ASCOD SV deutlich gegen den Mitbewerber CV90 Recce von BAE Systems Hägglunds durch. Sowohl bei den Leistungsdaten als auch bei den wirtschaftlichen Kriterien dürfte er die Nase vorne gehabt haben. Laut GDUK werden über 70% der Arbeiten in Großbritannien durchgeführt und schaffen dort über 10.000 neue Jobs.

BAE Systems Hägglunds CV-90 Recce Der CV-90 Recce war der Kandidat von BAE Systems Hägglunds im Rennen um FRES SV

Der mit etwa 580 Mio. Euro dotierte Auftrag umfasst vorerst die Entwicklung von sieben Prototypen – drei Scouts, ein „Equipment Support“ / Reparaturpanzer, ein Bergepanzer, ein Mannschaftstransportpanzer und eine Testplattform für Fahrversuche (eine „leere“ Common Based Platform CBP). Vorab werden die bei GDELS vorhandenen ASCOD / Ulan Prototypen PT3 und PT5 zur Erprobung einzelner Komponenten modifiziert. Auf dem Fahrgestell des PT3 wurde bereits der Turm für den Scout montiert, PT5 dient der Erprobung von Motor und Getriebe etc.

Spätestens 2013 soll die Truppenerprobung mit den sieben Vorserienfahrzeugen beginnen. Im Anschluss hofft man auf den etwa 2 Mrd. Pfund (etwa 2,3 Mrd. Euro) schweren Produktionsauftrag für die 1. Tranche („Recce Block 1„), welche voraussichtlich 589 Fahrzeuge in 3 Varianten umfassen wird; davon 245 Scouts mit 40 mm Turm (Ersatz für RV107 Scimitar), einen Mannschaftstransportpanzer mit ferngesteuerter Waffenstation (Ersatz für FV103 Spartan) und eine Variante als Basis für Berge- und Reparaturfahrzeuge (Ersatz für FV106 Samson).

ASCOD SV VariantenInsgesamt könnten über 1.200 Fahrzeuge beschafft werden – vom leichten Kampfpanzer über Sanitätspanzer, Kommandofahrzeuge bis hin zu Brückenlegepanzern. Die ASCOD SV Plattform soll möglichst vielseitig eingesetzt werden, um die mit den Kettenfahrzeugen verbundene Logistik zu vereinfachen. Der Reihe nach: Aufklärungspanzer, Mannschaftstransportpanzer, leichter Kampfpanzer, Brückenlegepanzer, Sanitätspanzer, Reparaturpanzer, Bergepanzer © General Dynamics UK

Die Produktion wird im Falle eines Produktionsauftrags, um die Lieferzeit zu verkürzen, zunächst bei GDELS Santa Bárbara Sistemas in Spanien aufgenommen während im britischen Donnington eine Produktionslinie errichtet wird. Da die Spanier weitere Schützenpanzer des Typs Pizarro nachbestellt haben, ist die Produktion dort einfacher hochzufahren als in Österreich.

SCOUT VARIANTE

Die Scout-Version des ASCOD SV soll die Aufklärungspanzer FV107 Scimitar der CVR(T) Familie ablösen. Bei der Bewaffnung entschied man sich für ein neuartiges Waffensystem – das 40 mm Case Telescope Armament System CTAS. Die CT40 Kanone wurde von BAE Systems und Nexter im Rahmen des Joint Ventures CTA International entwickelt. Es bietet laut CTAI die Waffenwirkung einer 50+ mm Kanone beim Platzbedarf einer 25 mm Maschinenkanone. Die maximale Feuerrate wird mit 200 Schuss pro Minute angegeben.

40 mm Case Telescope Armament System CTASDie kompakte CT40 Maschinenkanone verschießt Teleskop-Patronen, bei denen sich das Geschoss vollständig innerhalb der Treibladung befindet. Beim Abfeuern tritt das Geschoss teleskopartig aus der Treibladung aus. Solche Teleskop-Patronen erleichtern die Munitionszuführung, haben einen geringeren Platzbedarf und nutzen die Energie der Treibladung besser aus.

Als Systemlieferant wurde Lockheed Martin UK INSYS ausgewählt. Das System wird in einen 2-Mann-Turm auf Basis des „Lance Modular Turret System“ von Rheinmetall Defence untergebracht. Der Turmkranz hat einen Durchmesser von 1,7 Metern und schafft für die Turmcrew geräumige Verhältnisse im Innenraum. Versuchsweise wurde im Juli 2011 bei GDELS Steyr ein solcher Turm bereits auf den Ulan-Prototypen ASCOD PT3, dem ersten Testfahrzeug mit 7 statt nur 6 Laufrollen für bessere Mobilität, integriert.

Schützenpanzer UlanSchon im Februar 2008 hatte eine britische Delegation unter dem damaligen stellvertretenden britischen Generalstabschef Major General Simon Mayall der Bundesheer-Kaserne in Großmittel einen Besuch abgestattet, und sich vom Panzergrenadierbataillon 35 und Steyr Spezialfahrzeuge den Schützenpanzer Ulan vorführen lassen © Doppeladler.com

TECHNISCHE DATEN ASCOD SV

Gefechtsgewicht: Bis zu 42 Tonnen (konstruktiv sind bis 45 Tonnen möglich). Zum Vergleich: das Gefechtsgewicht des Schützenpanzers Ulan beträgt 29,3 Tonnen. Damit sind zukünftig auch schwerere Varianten ohne signifikante Modifikationen oder künftige Zusatzpanzerungen möglich.
Triebwerk: MTU 8V-199 Dieselmotor; 8 Zylinder; 600 kW (816 PS). Zum Vergleich: Im Ulan leistet das gleiche Triebwerk „nur“ 530 kW (720 PS)
Getriebe
: Renk 256B (ermöglicht 45 Tonnen Gefechtsgewicht)
Schutz
: Im Februar 2010 wurde berichtet, dass bei GDELS Steyr in Österreich erste Test für den Panzerschutz des ASCOD SV durchgeführt wurden. Die gewünschten Schutzlevels konnten bereits in der vorgesehenen Standardkonfiguration nachgewiesen werden. Die exakten Schutzlevels unterliegen der Geheimhaltung, dürften jedoch STANAG 4569 Level 4 übertreffen.
Bewaffnung
: bis zur 120 mm Panzerkanone. Dafür ist ein Turmkranz von bis zu 2,1 Meter Durchmesser möglich.
Hard- & Software
: Die Hard- und Software-Architektur des ASCOD wurde modular aufgebaut und ermöglicht einfache Updates und Erweiterungen des Systems (General Dynamics Open Electronic Architecture).

Granatwerferfahrzeug PANDUR Evolution 6x6 mit CROSSBOW Turm © GDELS / Doppeladler.com

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