Service inbegriffe

Die Beiz, eine urschweizerische Institution. Drei solche traditionelle Gaststuben, seit Jahrzehnten geführt von markanten Persönlichkeiten, schön sprachregional verteilt, stehen im Mittelpunkt von «Service inbegriffe». Da ist die «Hundwiler Höhe», das nur zu Fuss erreichbare Aussichtslokal auf dem gleichnamigen appenzellischen Berg mit der fast 80-jährigen, sozial engagierten Wirtin Marlies Schoch, die man Ostschweizerinnen und Ostschweizern kaum vorstellen muss. In der Romandie geht es ins «De la poste» im neuenburgischen Fleurier mit Yolande Grand, seit 56 Jahren «im Amt», die sich freut, wenn sie auf ihre Ähnlichkeit mit Simone Signoret angesprochen wird. Im Tessiner Städtchen Biasca bangt das versteckt gelegene «Caffé Papa» von Luciano Vanazzi wegen der bevorstehenden Eröffnung des Gotthardbasistunnels um seine Existenz. Ergänzt wird diese charmante Gastro-Tour durch die Provinz um zwei Wirtshäuser in der Metropole: das «Federal» im Hauptbahnhof Zürich als altehrwürdiger Ort der Ruhe in der Hektik und das «Transit». Dieses am Stadtrand in Altstetten zwischen Autobahn und Asylcontainern von einem initiativen, jungen Wirtepaar erst kürzlich eröffnete Restaurant zeigt: Noch gibt es Hoffnung für die Zukunft der Beiz. Regisseur Eric Bergkraut, bekannt durch Filme zu Autoren wie Agota Kristof («Kontinent K.») oder Peter Bichsel («Zimmer 202») oder die tschetschenische Menschenrechtsaktivistin Sainap Gaschaiewa («Coca: Die Taube aus Tschetschenien») hat sich für seinen neuesten Kinodokumentarfilm ein scheinbar «leichtes» Sujet vorgenommen. Doch nur vordergründig, denn «Service inbegriffe» ist eine so poetische wie glühende Absage an die Zwänge einer immer mehr ökonomisierten Welt, in der für Schräges und Nicht-Genormtes kein Platz mehr ist. «Die Episoden einer Reise zu den Kneipen im Schweizer Niemandsland sind wunderschön miteinander verwoben. Selten war Stammtischgeplauder so unterhaltsam – und so lehrreich.» Georg Bütler, Zurich Film Festival

Die Premiere am 9. September fand in Anwesenheit des Regisseurs Eric Bergkraut und von Marlies Schoch, Wirtin der Hundwiler Höhe, statt. Das Gespräch führte Hanspeter Spörri, Journalist und einstiger Miterfinder der Gipfelgespräche auf der Hundwiler Höhe.

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