Lesejahr B 2011/12

"Kehr um und glaub an das Evangelium" (3. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B)

Geschrieben von (pm) am 20.01.2012
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In den letzten Wochen bestimmt ein festes Thema fast alle Medien und scheint uns auch in den nächsten Wochen nicht erspart zu bleiben: „Die Enthüllungen über unseren Bundespräsidenten Christian Wulff.“

Sicherlich hat sich jeder Deutsche Bürger bei der Flut von Enthüllungen und Ungereimtheiten, von einem besprochenen Anrufbeantworter, über einen günstigen Kredit, bis hin zu einem luxuriösen Urlaub, seine eigene Meinung bilden können. Und es steht auch außer Frage, dass in einer Demokratie solche Dinge ans Licht kommen dürfen, um besprochen zu werden. Aber, so sagte mir eine ehemalige Politikerin und gläubige Christen, vor einigen Tagen: „Hat er nicht, wie alle anderen Menschen auch, eine zweite Chance verdient?“ Wenn ich mir die hier tätigen Medien anschaue, komme ich zu einem klaren nein, denn ich glaube, dass diese mediale Hetzjagd, erst dann in einem Triumpf enden wird, wenn das Wild erlegt ist.

Der erbitterte Kampf zwischen Recht, Wahrheit und Glaubwürdigkeit scheint eines vergessen zu haben: Barmherzigkeit! Dem steht der Aufruf Jesu im heutigen Evangelium ganz konträr gegenüber: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“

Ist dieser Ruf nicht ein Ruf an uns alle, ein zeitloser Ruf, ein Ruf weg vom Fehlverhalten, weg von der Sünde, die heute oft belächelt wird und die gerne beim anderen gesucht, bei mir selbst aber geleugnet wird? Was nutzt es uns, wenn wir uns aufregen über mediale Skandale, wenn wir das Fehlverhalten anderer beklagen, an den Pranger stellen, aber ihm oder ihr keinen gehbaren Ausweg aufzeigen? Dann können wir höchstens von Selbstgerechtigkeit sprechen, nicht aber von aufrichtiger Barmherzigkeit. Und um es noch einmal deutlich zu sagen: Um Gott näher zu kommen, müssen wir alle umkehren oder besser gesagt umdenken. Lernen, von ihm her zu denken, von seinen Geboten, die für uns alle Gültigkeit haben. Auch wenn heute Beichte und Buße einen schlechten Ruf in unserer Gesellschaft haben und viele Beichtstühle in unseren Kirchen leer bleiben, besser sind wir nicht geworden als die Generationen vor uns, die noch regelmäßig sich von Gott die Vergebung haben zusprechen lassen. Mit dem zunehmenden Verlusst des Bewusstseins, was eine Sünde in meinem Leben ist, verschwindet nämlich nicht automatsch auch meine Sünde.

Die Bereitschaft eigene Schuld einzugestehen war und ist nicht leicht, auch nicht für einen Bundespräsidenten, womöglich noch vor einem Millionenpublikum. Denn es gibt eben keine öffentliche Lossprechung, weder im Fernsehen noch in der Zeitung. Lossprechen von meinen Sünden kann mich nur Gott, weil er es war, der sie schon am Kreuz auf sich genommen hat, also für meine Sünden gelitten hat und starb. Und ohne eine Umkehr zu ihm, bleibt auch das Verkünden des Evangeliums nur ein „bla-bla“, weil es mich eben nicht anrührt und auch nicht wirklich interessiert.

„Was nützt mir das, was habe ich davon, was bringt es mir?“ Im unseren alltäglichen Entscheidungen können uns diese Fragen weiterhelfen. Im Gauben nicht, denn hier sollten uns andere Frage wichtiger sein: „Herr, was willst du von mir, was möchtest du mir sagen, wie kann ich deinen Willen verstehen und umsetzen?“

„Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“

An das Evangelium zu glauben, heißt an Jesus Christus zu glauben, der gekommen ist, um uns zum himmlischen Vater zu führen. Ihm sich anzuvertrauen von der innersten Mitte meines Herzens her, das bedeutet an ihn zu glauben. Und das ist auch ein ganz wichtiger Aspekt der frohen Botschaft Gottes: Er zwingt sich uns nicht auf, aber er fordert uns auf, uns für ihn zu entscheiden. (pm)


Letzte Änderung: 21.01.2012 um 10:59

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