In meinem Blog holpert es derzeit mit Kochen und der Beitragskadenz. Allerhand Unbill, mit der wir uns herumschlagen dürfen, nimmt unsere Zeit und Kraft völlig in Anspruch.
Umso mehr halten wir uns an schöne Erinnerungen: Naturpark Aspromonte im südlichen Kalabrien, revisited. Der hat uns vor 2 Jahren so gut gefallen, dass wir ihn über Ostern erneut für eine Blumenwanderung aufsuchten. Gleicher Organisator, gleiche Reise. Diesmal in einer kleinen Reisegruppe von 8 naturaffinen Personen, die sehr gut harmonierte.
Selfie mit Wifi.
Nach einem Zwischenhalt mit Abendessen in Rom war der Endbahnhof unserer Hinreise diesmal Reggio di Calabria. Wo vor Jahren der Zugang zum Meer durch Eisenbahngleise verbaut war, ist heute eine wunderschöne, 1.7 km lange Uferpromenade (Lungomare Falcomatà, „der schönste Kilometer Italiens“) entstanden. Hund und Bronzestatue der Göttin Athena Promachos beschützen die Stadt. Gegenüber im Saharastaub-Dunst winkt Sizilien.
Achtundvierzig ätherisch wirkende Säulen aus Drahtzaun bilden einen imaginären Raum ohne Materie: Opera, eine Kunstinstallation des Mailänders Edoardo Tresoldi (2020).
Im kleinen, grekanischen Bergstädtchen Pentedattilo auch heuer unsere erste Wanderung im Aspromonte. Das Dorf hat seinen Namen von der Form der Klippe des Monte Calvario: eine riesige Hand mit fünf Fingern. Eine griechische Gründung, die aus dem 7. Jhdt. vor Chr. datiert. Direkt unter diesem Berg entstand zuerst die Burg, später die Altstadt. Ein schön wiederhergerichtetes, aber nahezu unbewohntes Kleinod mit Kirche und Bar, eingebettet in eine aussergewöhnliche Naturlandschaft. Die roten Blüten gehören zu einem Judasbaum, Cercis siliquastrum.
Blühende Ringelblumen, Calendula officinalis, trotz anhaltender Trockenheit im Winter.
Unterkunft in Amendolea im Agriturismo Il Bergamotto. Im Headerbild der abendliche Blick auf die Ruinen des Schlosses. Mehr darüber siehe auch Amendolea. Tags darauf die erste, grosse Wanderung nach Gallicianò.
Färberwaide. Die Pflanze wurde in Europa während Jahrhunderten zum Blaufärben genutzt. Dazu wurden die Pflanzen zu Brei gemahlen, enzymatisch vergoren, dann getrocknet und zu Kugeln geformt. Zum Färben versetzte man die Kugeln mit abgestandenem Urin, erwärmte die stinkende Brühe und tränkte nach einigen Tagen die Textilien darin. Beim Trocknen der Textilien an der Luft oxidiert der gelbe Farbstoff zu blauem Indigo. Daher stammt auch der Begriff des „Blaumachens“.
Schmetterlingsorchis, Orchis papilionacea L.
Drei-Männer-Haus: Italienisches Knabenkraut, Orchis italica
Tausendblättriger Hahnenfuss, Ranunculus millefoliatus
Rundblättrige Minze, Mentha rotundifolia
Nach langem Aufstieg mit atemberaubendem Ausblick auf die Schluchten der Fiumaren langen wir am Ziel an. Mehr darüber siehe auch Gallicianò.
Gallicianò, Kirche mit Dorfplatz
Wenig Betrieb im örtlichen Waschhaus. Wer will an Pasquetta (Ostermontag) waschen, wenn im Dorf endlich mal etwas los ist.
In der Cooperativa erwartet man uns. Alles Gute kommt von oben.
Ein österliches Festessen. Hier der Antipasto-Teller. Köstlich die frische Ricotta aus allem, was Milch liefert. Begleitet vom allgegenwärtigen Nerello calabrese und österlichen? Zeppoline.
Vor dem Abstieg das Volksfest an Pasquetta auf dem Platz vor der Kirche mit einer spontanen Tarantella der Dorfjugend.
Auf Ziegenpfaden zurück nach Amendolea.
Im Agriturismo hängen die Bergamottenschalen von der Decke. Daraus wird Früchtetee gemacht.
Ein vegetarisches Abendessen u.a. mit Wildkräutern angereicherte Blattzichorie aus der Pfanne, aromatisiert mit Bergamotte.
Ugo Sergi, Besitzer des Bergamottenhains erklärt uns Herkunft, Geschichte, Eigenart, Verwendung und Wirkung der Bergamotte. Ein Mensch, dem man stunenlang zuhören könnte. Mehr darüber siehe Il Bergamotto.