Eine ermutigende Schwangerschaft

Eine schwere Komplikation in einem frühen Stadium der Schwangerschaft konfrontiert eine junge Familie mit einer aussichtslosen Diagnose. Eine Erzählung von Hoffnung und Hilfe.

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Es ist Samstag, der 6. Juni 2015. Ich mag mich gut an diesen Tag erinnern. Es war noch früh, viel zu früh. An diesen einen Samstag, an dem die Fruchtblase vorzeitig platzte.

Mit unseren drei lebensfrohen Kindern hatten wir reichlich viel Beschäftigung. Irgendwie wussten sie es sehr gut zu verstehen, wie sie ihren Eltern Worte wie «Langeweile» oder «Erholung» aus dem Wortschatz und Gedächtnis löschen konnten … . Die kleine Jael war gerade mal ein Jahr alt. Wir hatten trotz der anstrengenden Zeit sehr viel Freude an den drei Kindern. Und die Freude über das vierte Kind war gross.

Es geschah in der 15. Schwangerschaftswoche. Das bedeutet, ich war gerade im vierten Monat schwanger, als ich am Abend meine Rückenübungen machte. Bald bemerkte ich, dass etwas nicht stimmt. Zwischen den Beinen wurde es plötzlich warm und nass. Nach anfänglichem Zögern, es könnte vielleicht nur ein unkontrolliertes Wasserlassen gewesen sein, was ja während einer Schwangerschaft nicht unüblich ist, wurden wir unsicher. Wir beschlossen, die Kinder bei der Familie abzugeben und zur Kontrolle ins Krankenhaus zu fahren. 

Dort angekommen bestätigte sich unsere Befürchtung: vorzeitiger Blasensprung (mit nachfolgend fehlendem Fruchtwasser). Die beiden untersuchenden Ärztinnen waren sichtlich betroffen. Sie teilten uns mit: „Das Ergebnis ist klar. Es tut uns leid“. Auch ein anschliessender Ultraschall bestätigte die Diagnose. Was nun? Wie soll es jetzt weiter gehen? Im Ultraschall war zwar sichtlich weniger Fruchtwasser vorhanden, aber das kleine Baby bewegte sich doch frisch und lebensfröhlich!

Die beiden Ärztinnen waren sichtlich betroffen. Sie teilten uns mit: «Das Ergebnis ist klar. Es tut uns leid.»

Die Folgen eines
frühzeitigen
Blasensprungs

Bei einem vorzeitigen Blasensprung platzt die Fruchtblase einer Schwangeren bereits vor Erreichen des Geburtstermins. Geschieht das vor Ablauf der 22. Schwangerschaftswoche, kommt es bei einem Teil der ungeborenen Kinder zu einer schweren Unterentwicklung der Lungen (Lungenhypoplasie). Nach der Geburt kann diese Unterentwicklung für das Neugeborene lebensbedrohlich sein. Daher wird schwangeren Frauen nach einem vorzeitigen Blasensprung häufig zu einem Abbruch der Schwangerschaft (Abtreibung) geraten – auch wenn das ungeborene Kind ansonsten normal entwickelt ist.

Quelle: Univeritäsklinik Mannheim

Medizinisch gesehen machte es keinen Sinn, die Schwangerschaft weiterzuführen. Die Ärzte informierten uns, dass wir uns auf das baldige Einsetzen der vorzeitigen Wehen einstellen müssen. Sie gaben dem ungeborenen Kind keine Überlebenschance.

Die Ärzte wiesen uns darauf hin, dass ein solch früher Blasensprung leider das Ende der Schwangerschaft bedeutet: «Medizinisch gesehen gibt es keine Möglichkeit, die Schwangerschaft weiterzuführen. Das Kind wird spätesten in den nächsten sieben bis zehn Tagen durch das Einsetzen der Wehen – ausgelöst durch den Blasensprung – abgestossen. Es stirbt.» Sie empfahlen uns deshalb den vorzeitigen Abbruch der Schwangerschaft.

Wie bitte? Abbrechen? Das Kind jetzt, in diesem Moment, abtreiben? Einem bis zu diesem Zeitpunkt gesund entwickelten Baby das Leben verwehren, es mittels eigenem Handeln umbringen? Und das, obwohl es mir und unserem Kind gegenwärtig gut geht? Das Kind hatte sich doch bisher wunderbar entwickelt. Und auch jetzt sah es auf dem Ultraschall, soweit es die Ärzte beurteilen konnten und trotz des sichtlich reduzierten Fruchtwassers, ganz gesund und munter aus. Es fehlte ihm nichts.

Wir konnten und wollten es nicht hören und wahrhaben, dass nun durch menschliches Zutun unserem schon jetzt von Herzen geliebten Kind irgendetwas angetan wird. Diese Entscheidung, das war uns von Anfang an klar, hatten weder wir noch die Ärzte zu treffen. Als Menschen, die durch das gnädige Wirken des lebendigen Gottes an ihn glauben, war uns klar, dass diese Entscheidung allein Gott, der dieses kleine Leben, dieses Baby gewirkt hat, zusteht. Ihm allein.

So haben wir dann auch unsere Position klar ausgedrückt – und bekannt, dass wir als überzeugte Christen die Schwangerschaft auf keinen Fall selbst beenden wollen. So Gott will, kann Er mich und das ungeborene Baby bewahren, «denn bei Gott ist kein Ding unmöglich» (Lukas 1,37). Und falls Er will, so wird der Abbruch der Schwangerschaft ebenfalls durch Ihn allein erfolgen und das Kind wird von alleine abgehen.

Es ist interessant, dass der erwähnte Vers aus dem Lukas- Evangelium ebenfalls unmittelbar im Zusammenhang mit einer unmöglichen Schwangerschaft steht. Der Engel Gabriel teilte Maria bei der Ankündigung von Jesu Geburt mit, dass auch ihre Verwandte, Elisabeth, schwanger ist. Und dass sie, die vorher «die Unfruchtbare » genannt wurde und aufgrund ihres Alters medizinisch gesehen unmöglich ein Kind bekommen konnte, zu dieser Zeit bereits im sechsten Monat schwanger war. Wie herrlich passte daher dieser Vers zu unserer ebenfalls aussichtslosen Situation.

Medizinisch gesehen machte es keinen Sinn, die Schwangerschaft weiterzuführen. Die Ärzte informierten uns, dass wir uns auf das baldige Einsetzen der vorzeitigen Wehen einstellen müssen. Sie gaben dem ungeborenen Kind keine Überlebenschance. Und falls, wider Erwarten, die Schwangerschaft trotz allem weitergehen sollte, würde es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht lebensfähig zur Welt kommen. Aber auch für die Mutter bestand eine überaus hohe Gefahr einer risikobehafteten Infektion. Was für eine Prognose!

Wahrlich eine nicht einfache Glaubensprüfung, sowohl für mich als auch für meinen Mann. Trotz aller negativen Zukunftsaussichten haben wir uns gemeinsam entschlossen, fest auf unseren HERRN zu vertrauen und den weiteren Verlauf in seine Hände zu legen und abzuwarten. Wir waren bereit, alles uns Mögliche zu unternehmen, damit es unserem Baby gut gehen und es (über-)leben darf. Die leitende Ärztin der Frauenklinik empfahl mir, zur Beobachtung im Krankenhaus zu bleiben. Sie verschrieb mir absolute Bettruhe.

Uns wurde bewusst, dass nun eine nicht ganz einfache Zeit auf uns zukommt. Ich lag im Spital und durfte aufgrund der absoluten Bettruhe die folgenden zwei Wochen nicht mehr aufstehen, nicht einmal mehr, um zur Toilette zu gehen. Je nach Verlauf würde man das weitere Vorgehen besprechen. Zu der besonders herausfordernden Situation in der Frauenklinik, den Sorgen um die ungewisse Zukunft, kamen die Sorgen um die Kinder und das Zuhause hinzu. Doch in alledem hat uns unser HERR in seiner Gnade getragen. Er hat uns eine wunderbare und hilfsbereite Familie zur Seite gestellt. Wo überall möglich, wurde mitgeholfen und unterstützt. Naomi, unsere Älteste, fing mit der Schule an und kam in die 1. Klasse. Sie durfte mittags zur Tante, welche gleich in der Nähe wohnt. Die beiden Kleinen, Joshua und Jael, durften morgens zu den Grosseltern.

 

Die Ärzte waren selbst überrascht, dass die Schwangerschaft weiter intakt ist und keine Wehen eingesetzt hatten.

Und so gingen wir ins Gebet und lernten während dieser Zeit, was es bedeutet, in Abhängigkeit und aus Gnade zu leben. Wir lernten, was es heisst, loszulassen und zu vertrauen. Denn sowohl uns als auch den Ärzten waren die Hände gebunden und weder wir noch sonst jemand konnte in irgendeiner Form etwas dafür tun, damit das Fruchtwasser nicht mehr abgeht. Auch zu einer gesunden Entwicklung des ungeborenen Lebens, ob mit oder ohne Fruchtwasser, konnte keine Menschenhand etwas beitragen. Diese Ohnmacht stellte unseren Glauben auf die Probe.

Diese Zeit der Prüfung stärkte unseren Glauben und unser Vertrauen. Wenn wir heute auf jene Zeit zurückblicken, so können wir nur sagen: Welch gesegnete und erfüllte Zeit dies doch war. Die Gemeinschaft mit unserem Herrn und Gott war zu dieser Zeit sehr intensiv und wir durften oft erfahren, wie er heute noch lebt und wirkt, und wie er auch heute noch durch sein Wort zu uns spricht. In vielen Situationen und Ängsten hat er uns zur Ruhe gebracht, hat uns Trost und Kraft gespendet. Wir durften uns durch unseren Herrn getragen fühlen. Die Gebete der Familie und Glaubensgeschwister waren uns eine starke Stütze.

Die ersten Tage und Wochen vergingen. Fruchtwasser ging zwar weiter ab, aber die befürchteten Wehen blieben aus. Nach ungefähr zwei Wochen absoluter Bettruhe wurde diese etwas erleichtert. Untersuchungen folgten. Die Ärzte waren selbst überrascht, dass die Schwangerschaft weiter intakt ist und keine Wehen eingesetzt hatten. Es folgten weitere Tage und Wochen der Bettruhe und weitere Kontrollen. Diese Untersuchungen fielen uns jeweils besonders schwer, denn jedes Mal wurden unsere Herzen berührt und die Tränen schossen uns in die Augen, wenn wir im Ultraschall unser kleines Baby, zusammengerollt und ohne genügend Bewegungsmöglichkeiten wegen des fehlenden Fruchtwassers, da im Bauch liegen sahen.

Nach mehreren Wochen im Spital wurde die Liegeund Schonpflicht nach Hause verlegt. In dieser Situation hatte ich viel Zeit, um nachzudenken, zu recherchieren und zu lesen. Die meiste Zeit las ich in meiner Bibel und klammerte mich an allem fest, was in meine Situation hineinsprach. Und bei all meinen Gedanken und Sorgen halfen mir in besonderer Weise die Psalmen. Hier fand ich Trost und Zuspruch. Etwas, das mich während meiner Zeit des Liegens sehr belastete, war die Angst. Die Angst vor der Ungewissheit: Wird das Kind überleben oder nicht? Falls ja: Wird es selbst atmen können? Wird es körperliche oder geistige Behinderungen haben? Oder stirbt es sogar bereits vorher? Werde ich ein totes Kind gebären müssen?

Diese und viele weitere Ängste machten mich betrübt. In verschiedenen Gesprächen mit den Ärzten wurden wir auch immer wieder mit der Wahrheit konfrontiert, dass aufgrund des fehlenden Fruchtwassers während dieser Phase der Schwangerschaft sich die Lungenbläschen in der Lunge des Kindes nicht richtig entwickeln können. Deshalb wird es nicht selbständig atmen können. Wir müssen damit rechnen, dass – falls es dazu kommen sollte, dass ich das Kind gebären darf – es aufgrund der fehlenden Lungenentwicklung innerhalb von zwei, drei Stunden verstirbt.

Als es eines Nachts zum wiederholten Male zu einem Fruchtwasserabgang kam, stiegen in mir wieder diese Ängste hoch. Und während ich mit Tränen in den Augen im Bett lag und mit meinen Ängsten rang, da wurde mir der folgende Vers geschenkt: «Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.» Dieses sprach der Herr Jesus zu seinen Jüngern im Johannes-Evangelium, in Kapitel 16, Vers 33. Welch ein Wort des Trostes und der Ermutigung! Ja, ich hatte in diesem Augenblick furchtbare Angst, aber ich durfte getrost sein, weil Er bereits meine Angst in dieser Welt überwunden hatte. Nun durfte ich in Ihm Frieden haben, in Ihm zur Ruhe kommen. Sogleich stand ich auf, um den Vers in meiner Bibel nachzuschlagen und zu lesen. Von diesem Zeitpunkt an war diese Angst weg. Ich hatte wirklich wahren Frieden darüber. Natürlich gab es auch danach noch Sorgen und Gedanken, aber diese grossen Ängste waren weg. Wir durften uns durch die Worte aus der Bibel sehr erquicken und ermutigen lassen, denn sie sprachen uns direkt an und uns wurde bewusst, wie lebendig das Wort Gottes doch in Wahrheit ist.

Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Johannes 16,33

So bekamen wir auch immer wieder Bibelverse zu lesen, die zur Situation passten. Nach einem weiteren Abgang von Fruchtwasser wurde unser Glaube durch die folgende Bibelstelle erquickt: «Du, HERR, bist es, du bist der HERR, du allein. Du, du hast den Himmel gemacht, die Himmel der Himmel und all ihr Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was in ihnen ist. Und du machst dies alles lebendig, und das Heer des Himmels wirft sich vor dir nieder» (Nehemia 9,6). Wie soll der, welcher das ganze Meer und alles, was darin ist, geschaffen hat, nicht auch das – im diesem Vergleich – «wenige» Fruchtwasser im Bauch bilden? Wir durften glauben, dass derjenige, welcher die ganzen Meere, Flüsse und Seen geschaffen hat, auch das Fruchtwasser bilden kann. Aber was, wenn es doch ohne Fruchtwasser bleibt? Die gesamte Schwangerschaft vielleicht?

Und auch da hatten wir ein wunderbares Vorbild im Glauben. Da war nämlich ein Abraham, welcher da, wo es nichts mehr zu hoffen gab, doch auf Hoffnung hin aufgrund der Zusage und Verheissung Gottes glaubte. Es steht über ihn geschrieben: «… vor Gott, dem er glaubte, der die Toten lebendig macht und dem ruft, was nicht ist, als wäre es da. Er hat da, wo nichts zu hoffen war, auf Hoffnung hin geglaubt, dass er ein Vater vieler Völker werde, gemäss der Zusage: ‹So soll dein Same sein!› Und er wurde nicht schwach im Glauben und zog nicht seinen Leib in Betracht, der schon erstorben war, weil er fast hundertjährig war; auch nicht den erstorbenen Mutterleib der Sara. Er zweifelte nicht an der Verheissung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark durch den Glauben, indem er Gott die Ehre gab und völlig überzeugt war, dass Er das, was Er verheissen hat, auch zu tun vermag.» Und so durften auch wir, gestärkt im Glauben, indem wir Gott die Ehre gaben, völlig überzeugt sein, dass Gott auch aus dem Nichts, ohne Fruchtwasser, eine funktionierende Lunge und ein gesundes Kind schenken konnte!

Während der nachfolgenden Tage und Wochen gab es nochmals Phasen, wo ich genötigt war, wieder für einige Tage ins Spital zu gehen. So musste ich beispielsweise aufgrund einer Infektion stationär mittels einer intravenösen Antibiotika-Zugabe behandelt werden. Oder als die 26. Woche herannahte, wurde uns nahegelegt, zur besseren Lungenreifung eine Kortisonspritze geben zu lassen. Dafür war ein weiterer Spitalaufenthalt notwendig. Die Injektion verlief in zwei Phasen im Abstand von 24 Stunden. Hinzu kam, dass bei mir ziemlich früh eine Schwangerschafts-Diabetes festgestellt wurde und ich, beziehungsweise mein Mann, durfte mir täglich Insulin spritzen.

In der 28. Schwangerschaftswoche durften wir dann ein erstes Wunder erleben. Als wir bei der Ultraschalluntersuchung zusammen mit der Ärztin auf den Bildschirm blickten, waren wir alle sehr überrascht. Es gab plötzlich wieder genügend Fruchtwasser! Aufgrund der positiven Messung mittels Ultraschall wurde ein weiterer Test durchgeführt, um abgehendes Fruchtwasser zu testen, welcher negativ ausfiel. Was für eine Freude! Die Ärztin war sprachlos und meinte dann, dass sie so etwas noch nie erlebt hatte. Dass sich eine Fruchtblase nach einer so langen Dauer von zwölf Wochen wieder verschliesst, ist höchst unwahrscheinlich. Das Kind ist in der Zwischenzeit ja gewachsen und der bestehende Riss wird rein physiologisch durch die entstehende Dehnung eigentlich ausgeweitet, jedenfalls nicht geschlossen.

Es war wirklich ein Wunder und ein Grund zur Freude und zum Lobe Gottes. Und so geschah es, dass die Schwangerschaft, welche ja aus rein medizinischer Sicht überhaupt nicht mehr existieren durfte, doch noch bis zum Ende, bis zur 40. (+2) Schwangerschaftswoche gehalten hat. Ja, sogar zwei Tage über den ursprünglichen Geburtstermin hinaus. Wer hätte das gedacht? Für die Ärzte war es unerklärlich. Für uns, als überzeugte Christen, die einen lebendigen Gott haben, war es eine unverdiente Gnade und wunderbare Gebetserhörung.

Ein verletzliches, gefährdetes Menschenleben: Benaja.

Doch die nächste Überraschung liess nicht lange auf sich warten. Zwei Tage über dem ursprünglichen Geburtstermin fingen die Wehen an einzusetzen und an Stärke zuzunehmen. Im Spital wurden die Wehen mal stärker, mal schwächer. Es setzten auch leichte Blutungen ein, die jedoch langsam immer stärker wurden. Das beunruhigte die Ärzte und uns alle. Die Herztöne des Kindes und die Wehentätigkeiten wurden aufgezeichnet. Es verging einige Zeit, aber die Blutungen hörten nicht auf, sondern wurden mit den stärker werdenden Wehen ebenfalls intensiver. Die Ärzte fingen an zu untersuchen, woher das Blut kommt, konnten es jedoch auf dem Ultraschall nicht zuordnen. Die Situation wurde zunehmend angespannt. Verschiedene Ärztinnen kamen und schauten nach dem Vorgehen und Wohlergehen. Aufgrund der ganzen Vorgeschichte wurde uns letztlich ans Herz gelegt, kein weiteres Risiko mehr einzugehen, und einen Kaiserschnitt vornehmen zu lassen.

Wir waren überhaupt nicht darauf vorbereitet, da wir uns auf eine natürliche Spontangeburt, wie bei den anderen drei Kindern, eingestellt hatten. Ich hatte in meinem Leben noch keine richtige OP. Ein Kaiserschnitt hatte bei uns nie zur Diskussion gestanden. Wir baten, einen kurzen Moment alleine sein zu können. Wir beteten gemeinsam. Und bekamen daraufhin Frieden für die Entscheidung für den Kaiserschnitt. Wir willigten ein. Sogleich wurde alles für den Eingriff vorbereitet. Dann ging alles ganz schnell. Mit der Hebamme hatten wir zudem vereinbart, dass wir unser Kind gleich nach der Geburt, sollte es selbständig atmen können, kurz sehen dürfen, bevor es dann zum Kinderärzteteam gebracht wird, um es auf Herz und Nieren zu prüfen.

Aufgrund der Vorgeschichte standen während der Geburt nämlich auch die Kinderärzte bereit, um – falls erforderlich – sofort lebenserhaltende Massnahmen einzuleiten. Sollte es jedoch unmittelbar nach der Geburt nicht selbständig atmen können, würde es direkt dem Ärzteteam übergeben. Innerhalb kürzester Zeit waren wir alle im OP-Saal. Mein Mann kann sich noch gut an den Moment erinnern, als die Ärztin ihn während der OP anschaute und nur kurz sagte: «Das war die richtige Entscheidung!»

Und dann war es endlich soweit. Während mein Mann versuchte, mich zu beruhigen und abzulenken, hörten wir diesen freimachenden, über alle Massen erlösenden Geburtsschrei unseres Babys. Ach, welch eine Freude, ein kleiner Junge! Und: Er atmet! Selbständig! Nach einer ganz kurzen Begrüssung durch uns Eltern wurde er augenblicklich dem bereitstehenden Team zum Check übergeben. Alles war in bester Ordnung. Wir durften einen gesunden und quicklebendigen kleinen Jungen in unseren Armen halten. Gott sei Dank für dieses unbeschreibliche Wunder!

Nach der OP kam die Ärztin zu uns und gratulierte uns voller Freude und Verwunderung zum gesunden Kind. Dabei erwähnte sie abermals, dass der Kaiserschnitt die richtige Entscheidung war: Denn, unser kleiner Benaja («Gott hat begründet, aufgerichtet, aufgestellt») hatte die Nabelschnur einmal um den Hals und doppelt diagonal um den Körper. Und meine Blutungen waren die Folgen einer vorzeitigen Plazentalösung gewesen. Bei einer natürlichen Geburt kann das schwerwiegende, sogar lebensbedrohende Folgen haben. Das Risiko bestand also, dass weder unser Sohn noch ich die Geburt überlebt hätten. So hat Gott es auch hier wunderbar geführt.

 

Werden wir ihn jetzt doch verlieren? Müssen wir bereits wieder Abschied nehmen?

Aber, noch war es nicht vorbei. Es folgte ein weiterer Schock. Nach der Geburt fiel mir ein, dass ich oft von anderen gehört hatte, dass einige Kinder nach der Geburt Mühe hatten mit dem Atmen und blau angelaufen sind. Und genau in diesem Moment schaute ich unseren Kleinen in meinen Armen an und fragte meinen Mann, während des Stillens, ob er nicht auch den Eindruck habe, dass der Kleine etwas bläulich sei. Er schaute hin und merkte, dass Benaja ganz blass war. Die Lippen begannen sich bläulich zu verfärben. Er nahm ihn sofort in die Hände und rannte mit ihm in den Gang hinaus und rief nach Hilfe, während er ihn küssend versuchte wachzuhalten, damit er wieder anfängt zu atmen. Werden wir ihn jetzt doch verlieren? Müssen wir bereits wieder Abschied nehmen? In diesen Sekunden gingen uns zig Gedanken durch den Kopf und ebenso viele Stossgebete zu unserem HERRN. Sofort waren die Hebammen zur Stelle. Sie legten Benaja in ein Kinderbett mit Sauerstoffanschluss.

Und, Gott sei Dank: Langsam bekam er wieder Farbe im Gesicht und sein Sauerstoffwert stieg an. Er atmete wieder selbständig. Wie erleichtert und dankbar wir waren! Nach kurzer Zeit hatte er einen Rückfall, weniger schlimm als beim ersten Mal. Zur Beobachtung verbrachte Benaja einige Tage in der Neonatologie. Dann, nach einigen weiteren Tagen, durften wir ihn endlich mit nach Hause nehmen. Was für eine Freude! Wir durften wahrlich erfahren, dass es einen lebendigen und gnädigen Gott gibt, welcher Gebete erhört und auch heute noch Wunder wirken kann.

 Doch trotz all dem Guten, das wir erleben durften, möchten wir nie vergessen, dass es auch hätte anders kommen können. Und auch darüber durften wir vollkommenen Frieden haben. Wir durften bereits vor der Geburt gemeinsam die Entscheidung fällen, dass wir das Kind so aus der Hand des Herrn annehmen werden, wie Er es will. Wir durften die Gewissheit haben, dass Er keine Fehler macht und alles, was uns geschieht, zu unserem Besten dient: «Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind» (Römer 8,28).

Wie unverdient und mit welch unermesslicher Gnade und Barmherzigkeit unser Gott uns begegnet ist! Nie und nimmer hätten wir einen solchen gesunden Jungen verdient! Abgesehen davon hätten wir überhaupt nichts verdient ausser den ewigen Tod und die ewige Verdammnis. Doch Gottes Gnade und Liebe ist unbeschreiblich viel grösser. Denn von unserem Heiland Jesus Christus steht geschrieben: «Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade» (Johannes 1,16).

Und so hat uns in unserem kurzen Leben besonders der folgende Vers immer wieder berührt, getröstet und aufgebaut, aber gleichzeitig auch beschämt und klein gemacht: «Denn die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Gnade wird nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht der HERR, dein Erbarmer» ( Jesaja 54,10).

Trotz all den Bergen voller Sünde und Hügel voller Schwachheit – trotz eines schwankenden und schwachen Glaubens, bleibt Er treu und seine Gnade weicht nicht und seine Zusagen wanken nicht! Was für ein herrlicher Gott, welch unermessliche und unverdiente Liebe! Er hat uns immer wieder aufgebaut, hat unseren Sohn ohne menschliche und medizinische Hoffnung «aufgerichtet». Und sein Name soll uns immer an IHN erinnern – Benaja.

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