Glucosamin: 8 Jahre länger leben mit Nahrungsergänzungsmittel?

Diät ohne Verzicht – und dabei seine Lebenserwartung verlängern? Was wie die Quadratur des Kreises klingt, könnte wirklich funktionieren. Einige vielversprechende Tierversuche hat das Nahrungsergänzungsmittel Glucosamin immerhin schon hinter sich.

Tests mit Mäusen deuten darauf hin, dass Glucosamin sogenannte Low-Carb-Diäten überflüssig macht und gleichzeitig die Lebenserwartung erhöht.

Glucosamin ist keine unbekannte Grösse auf dem Markt der Nahrungsergänzungsmittel. Seit Jahrzehnten wird es zur Verbesserung der Gelenkfunktion und zur Regeneration von beschädigtem Knorpel frei verkauft. Weitere nachgewiesene Effekte waren bislang die Verlangsamung des Zuckerabbaus in Körperzellen sowie die Hemmung des Wachstums von Krebszellen.

Jene Versuche wurden 2007 von Michael Ristow vom Labor für Energiestoffwechsel der ETH Zürich durchgeführt – mit Fadenwürmern. Diese sind dem Menschen biologisch so unähnlich, dass eine Übertragung der Effekte willkürlich erschienen wäre. Nun aber konnte das deutsch-schweizerische Forscherteam um Ristow erstmals Auswirkungen von Glucosamin bei Mäusen, also Säugetieren, nachweisen. Säugetierversuche gelten als besonders aussagekräftig hinsichtlich möglicher Effekte beim Menschen.

Versuche mit Mäusen: vielversprechend

Die Forscher fütterten 100 Tage alte Mäuse – das entspricht einem menschlichen Alter von 65 Jahren – mit glucosaminhaltiger Nahrung. Die Kontrollgruppe bildeten Mäuse, die ohne Glucosamin-Anreicherung gefüttert wurden. Ergebnis: Die durchschnittliche Lebenserwartung der Glucosamin-Mäuse stieg um ca. 10 Prozent. Auf den Menschen übertragen hiesse das: acht Jahre länger leben. Auch der Blutzucker-Stoffwechsel der Mäuse verbesserte sich, was einen vor Diabetes schützenden Effekt nahelegt.

Die mit Glucosamin gefütterten Nager zeigten weiterhin den bekannten Effekt des verlangsamten Zuckerabbaus. Um diesen zu kompensieren und den Zellen genügend Energie zur Verfügung stellen zu können, verstoffwechselten die Mäuse offenbar verstärkt Aminosäuren. Diese sind die kleinsten Bausteine von Proteinen. Eine Low-Carb-Diät zielt auf die gleiche Wirkung ab: Statt Kohlenhydraten (die bei dieser Diätform nur in geringem Masse verzehrt werden) soll der Körper vornehmlich Proteine bzw. Aminosäuren zur Energiegewinnung verbrennen. „Anders als bei dieser kohlenhydratarmen Diät musste die Kohlenhydratzufuhr der Tiere jedoch nicht eingeschränkt werden“ stellt Michael Ristow die Vorteile einer glucosaminreichen Nahrung heraus.

Und beim Menschen?

Ob das beim Menschen genauso funktioniert? „Ich denke, dass einiges dafür spricht“, so der Internist und Ernährungsmediziner Ristow. Es fehlten allerdings noch klinische Langzeitstudien mit Menschen. Insbesondere Diabetikern empfiehlt Ristow eine enge Abstimmung mit ihrem Hausarzt, falls sie eine Glucosamin-Einnahme anstreben.

Tatsächlich erscheint es plausibel, dass Glucosamin positive Effekte im menschlichen Körper hat. Der Stoff kommt natürlich im Knorpel- und Bindegewebe sowie in der Gelenksflüssigkeit vor. Chemisch gesehen leitet er sich von der Glucose (Traubenzucker) ab, besitzt allerdings wie die Aminosäuren eine Aminogruppe. Ausserdem sollte sowohl bei einer Low-Carb-Diät als auch bei Glucosamin-Einnahme auf eine ausreichende Proteinzufuhr geachtet werden. Der vermehrte Aminosäure-Abbau könnte sonst zu einer Verringerung der Muskelmasse sowie zur Beeinträchtigung anderer Körperfunktionen, an denen Proteine beteiligt sind, führen.

 

Titelbild: Mona Makela / shutterstock.com

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