Sie dient im Ergebnis auch der Demokratie, der sozialen Stabilität, der Wissenschaft und der Wirtschaft und trägt somit zur Entwicklung eines erfolgreichen Innovationsstandorts Schweiz bei. In einer Zeit, in der es an Fachkräften mangelt und die Schweiz auf qualifizierte in- und ausländische Arbeitskräfte angewiesen ist, in so einer Zeit ist der Entbindungspfleger oder die Technikerin noch längst nicht ausreichend akzeptiert. Aber weshalb? Spielt die geschlechtertypische Sozialisation und Geschlechterstereotype generell noch immer derart gewichtige Rollen? Die Vermutung liegt nahe.

Solch festgefahrene Ansichten sollen überwunden werden und Jugendlichen, ob weiblich oder männlich, neue Studien- und Berufsaussichten eröffnen. Hierfür investiert der Bund erfolgreich in das Programm für Chancengleichheit von Frauen und Männern an den Fachhochschulen. An allen Fachhochschulen setzen die Gleichstellungskoordinatorinnen die von ihnen entwickelten und mit dem Bund koordinierten Aktionspläne um. So haben sie zum Beispiel äusserst erfolgreich die Vereinbarkeit von Studium/Beruf und Familie oder viele Aktivitäten für junge Frauen in technischen Studiengängen umgesetzt. Heutzutage beziehen Leitlinien, Werbung und Kommunikation die Chancengleichheit ein und zum Beispiel in der Technik werden erfolgreich geschlechtergerechte Lehrgänge durchgeführt.

Zudem investieren die Fachhochschulen in den Nachwuchs. Während an den Universitäten der Nachwuchs im Umfeld der Uni arbeitet und, nach einem internationalen Aufenthalt, im Haus Karriere macht, soll der Fachhochschulnachwuchs zunächst einige Jahre in die Praxis und mit dieser Praxiserfahrung wieder an die Fachhochschule als Lehrkraft zurückkehren. Auch die Nachwuchsförderung an den Fachhochschulen muss diesem Kernelement des Praxisprofils Rechnung tragen und entsprechende Massnahmen entwickeln. Entsprechend müssen die Fachhochschulen die Durchlässigkeit zu Wirtschaft und Gesellschaft fördern und sicherstellen. Kombiniert mit genannten und anderen Faktoren, entwickelten sich Fachhochschulen zu interessanten, attraktiven Arbeitgeberinnen.

Trotzdem. Wie in den allermeisten Unternehmen und Universitäten, stos­sen Frauen auch in den Fachhochschulen an die gläserne Decke, d.h. sie bekunden Mühe in Führungspositionen aufzusteigen. Sie verharren in ihren Stellungen oder übernehmen Stabsfunktionen und ähnliche Positionen im sogenannten «third space». Die Gründe hierfür sind für die Fachhochschulen noch nicht umfassend erforscht, dürften aber denen der Universitäten ähneln.

Zum Abbau herkömmlicher geschlechtsbezogener Klischees und Vorurteile gehört auch eine angemessene Berücksichtigung von Genderaspekten bei der Gestaltung der Studiengänge und im Berufsalltag. Interessanterweise ist der Fachkräftemangel in jenen Berufsfeldern akut, in denen die Geschlechtervertretung besonders auffällig ist, nämlich in der Gesundheit und in der Technik.

Wann wird die Welt perfekt?
Auch für die Finanzierungsperiode 2013–2016 hat der Bund dem Projekt zehn Millionen Franken zur Verfügung. Der grösste Teil des Geldes wird den sieben öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen für die Umsetzung der Aktionspläne zur Verfügung gestellt. Das Geld vom Bund soll ein Zustupf von maximal vierzig Prozent sein, zusätzlich zu jenem Betrag, den die Schulen von sich aus in die Chancengleichheit investieren. Die übrigen 1,5 Millionen setzt der Bund zur Unterstützung von Forschungsprojekten der angewandten Genderforschung ein. Gerade weil die Resultate dieser Forschungen der Massnahmenentwicklung an den Fachhochschulen dienen, konnte die Chancengleichheit in diesem Hochschulbereich grosse Fortschritte erzielen. Trotzdem. Auch hier bleibt noch vieles zu tun, das Dank der neuen gesetzlichen Grundlage und den aufgebauten Kompetenzen nun langfristig verankert und kontinuierlich verbessert werden kann.