Zu Besuch in Elim, Südafrika – Oder: Warum ich mein Hirn manchmal so gar nicht leiden kann!

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Nachdem wir bereits 1.500 km Umweg auf uns genommen hatten, um der wahrscheinlich langweiligsten Stadt Südafrikas einen Besuch abzustatten, waren Laurens´ Extrawünsche für diese Reise eigentlich längst aufgebraucht. Trotzdem mussten wir unbedingt nach Elim am Westkap. Warum? Man weiß es nicht.

Die gehören da alle ein und derselben Kirchengemeinde an! Das ganze Dorf! Die haben da wohl so ein paar deutsche Mönche gegründet,“ meinte er stolz, während seine Augen freudestrahlend hinter dem Lonely Planet Reiseführer hervorlugten. ´Hihi, jetzt hat der wieder so ´ne Sekte entdeckt und du musst es ausbaden,´ machte sich mein Hirn gerade über mich lustig, als diese fünf kleinen und doch so verhängnisvollen Worte fielen: „Da müssen wir unbedingt hin!“

Und weil ich nun mal die allerbeste Freundin auf der ganzen weiten Welt bin, dauerte es keine zwei Stunden und ein paar Kilometer Schotterpiste, und wir hatten sie erreicht. Diese aus irgendeinem mir völlig unbekannten Grund wohl besonders spannende, ehemalige Missionsstation mit Namen Elim, irgendwo im Nirgendwo des südafrikanischen Westkap.

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Ja, und nu? Das war die Frage, die wir uns stellten, als wir gebannt die staubigen Straßen von Elim entlang blickten und, außer einem aufgeschreckten Huhn, das laut gackernd an uns vorbeihuschte, auch mit zugekniffenen Augen keine weiteren Lebewesen ausmachen konnten. Hierhin hatte sich wohl seit den netten Herren und Damen von Lonely Planet kein Tourist mehr verirrt. Ja, ich würde definitiv an meiner Fähigkeit „Nein“ zu sagen arbeiten müssen…

Aber da wir nun schon mal da waren, wollten wir auch etwas sehen. Das Tourismusbüro in Miniformat konnte uns allerdings bei der Erkundung von Elim nicht wirklich weiterhelfen. Die abgenutzte Holztür hatte wohl, trotz seiner prominenten Lage an der einzigen geteerten Straße, seit Jahren keinen Besucher mehr über die Schwelle treten sehen. Und dies sollte sich auch heute nicht ändern. Aber so schnell gaben wir uns nicht geschlagen. Wenigstens ein Highlight würden wir in Elim ausfindig machen. Koste es, was es wolle!

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Eine Stunde und mehrere Rundgänge später mussten wir uns eingestehen, dass in Elim, Südafrika wohl auch mit dem stärksten Willen nichts zu reißen war. Außer der etwas zu groß geratenen Kirche am Dorfplatz und der aus sage und schreibe 2! Zapfsäulen bestehenden Tankstelle gab es in Elim schlicht und einfach nichts, was man sich hätte ansehen können. Ach ja, und natürlich die reetgedeckten Häuser. Die sollen angeblich auch was ganz Tolles sein. Zumindest steht das so auf Wikipedia. Hätte mir das vorher einer gesagt, ich hätte die ganze Pracht der morschen Strohdächer in vollen Zügen in mich aufgesogen.

Vom einzigen Gedenkstein in ganz Südafrika, der an die Sklavenbefreiung am Kap erinnern soll, ganz zu schweigen. Und dass wir den „pleasant tearoom“, der laut Lonely Planet in irgendeiner sehr sehr alten Wassermühle aus dem 19. Jahrhundert – Wikipedia meint „das größte Holz-Wasserrad Südafrikas“! – untergebracht sein soll, natürlich auch nicht ausfindig machen konnten, brauche ich wohl gar nicht erst zu erwähnen.

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Elim in Südafrika war… Ja, wie soll ich sagen? Ein totaler Reinfall!

Aber wenigstens können wir heute mit Fug und Recht behaupten, einmal in Elim gewesen zu sein. Auch wenn wir – wie sollte es anders sein – natürlich weder eine der zwölf in der Bibel erwähnten Wasserquellen, noch einen einzigen der siebzig Palmbäume zu Gesicht bekamen.

Wer gerne nach Elim möchte, findet hier die Informationen zur besten Reisezeit für Südafrika.