Phrasem „gesundes Volksempfinden“: (vermeintlich) natürliches, echtes, authentisches Empfinden des Volkes
Erst vor gut einem Monat hat der Papst das Martyrium von Max Josef Metzger anerkannt und damit die Voraussetzung für die Seligsprechung des katholischen Priesters geschaffen, der heute vor 80 Jahren von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Vorausgegangen war ein Schauprozess vor Roland Freisler am Volksgerichtshof, der beispielhaft für die NS-Unrechtsjustiz ist: In unerträglicher, mit juristischer Fachsprache nichts mehr gemein habender Diktion schreiben die Richter, Metzger sei gemäß dem „gesunden Volksempfinden“ ein Verräter und verdiene den Tod, völlig egal nach welchem Paragraphen. Sein Verbrechen: Der Pazifist trat für ein demokratisches Deutschland ein. Die Gestapo-Agentin, die Metzger und zahlreiche andere später Hingerichtete denunziert hatte, kam im Übrigen nach dem Krieg selbst vor ein (ordentliches) Gericht, aber letztlich mit einer lächerlichen Haftstrafe davon.