Am richtigen Ort

Mit seinem Overtime-Goal entscheidet der Genfer Picard Spiel 3 der Halbfinalserie gegen die ZSC Lions. Der Kanadier ist kein Künstler, steht aber meist am richtigen Ort.

Yves Tardent
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Alexandre Picard (r.) steht vor dem Tor oft richtig - so auch beim 2:1 der Genfer in der Verlängerung gegen die Lions. (Bild: Martial Rezzini / Keystone)

Alexandre Picard (r.) steht vor dem Tor oft richtig - so auch beim 2:1 der Genfer in der Verlängerung gegen die Lions. (Bild: Martial Rezzini / Keystone)

Die Frage erstaunt Alexandre Picard: Ob er mit der Mannschaft nun feiern werde? «Wir feiern nach vier Siegen», sagt der Genfer Torschütze kurz nach seinem 2:1-Siegtreffer in der Verlängerung gegen die ZSC Lions. 2:1 führen die Servettiens nun in der Halbfinalserie gegen den Meister. Vor allem, weil sie ihre im Gegensatz zu den Zürchern beschränkteren Mittel optimal ausschöpfen. Potenzial liegt bei ihnen keines brach. Picard hätte unter normalen Umständen kaum gespielt, sondern als überzähliger Ausländer pausiert. Im Spiel 3 war er am Ende zusammen mit Matt D'Agostini der einzige noch gesunde Ausländer – und die glänzten mit Effizienz.

Die beiden standen am Ursprung des Zürcher Unterganges in der 62. Minute. Es war ein Angriff nach typischem Genfer Schema: Picard schiesst den Puck der linken Bande entlang hinter dem Tor durch, D'Agostini gräbt ihn in der rechten Ecke aus, bringt ihn aufs Tor, wo Picard den Abpraller unbehindert einschiebt und den Match entscheidet. Es war das erste Tor des Frankokanadiers in den laufenden Play-offs und laut Picard «eines der wichtigsten meiner Karriere». Und ein Beweis, wie wichtig gerade in den Play-offs das «secondary scoring» ist: die Tore der zweiten Garde.

Der 29-Jährige ist ein Spieler nach McSorleys Gusto: günstig, arbeitsam und furchtlos. Bisweilen giftig, tanzt er auf dem schmalen Grat zwischen bedingungslosem Einsatz und kopflosen Aktionen, welche ihm schon Sperren und etliche «dumme» Strafen bescherten. Aber er ist immer dort, wo ein Stürmer sein muss, um die Chance zum Tor zu erhalten – wie bei diesem 2:1. Dies hatte er gelernt im rauen Umfeld der kanadischen Junioren-Liga und der AHL. Nun macht er dasselbe in Genf, wo er seit Sommer 2012 engagiert ist. Dass es ein Ausländer dort drei Jahre aushält, spricht für sein Standing bei McSorley. In dieser Zeit sind viele andere gekommen und wieder gegangen.

Der zweifache Vater steht nicht nur auf dem Eis am richtigen Ort: «Mir gefällt es in Genf», sagt er, «ich kann mir vorstellen, hier meine Karriere zu beenden.» Aber zuerst möchte der Calder-Cup-Gewinner (AHL) von 2012 noch den Schweizer Meisterpokal erringen.

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