Hallo liebe Permagarten-Freunde,
es ist nicht alles Gold was glänzt. Das ist auch in der Permakultur so. Viele, ja, sehr viele suchen in der Permakultur einen Ausstieg, bzw. einen Einstieg in ein sinnerfüllteres Leben. Das ist es ja auch definitiv. Doch das Ganze ist auch mit sehr viel Arbeit verbunden, denn wir müssen ja auch von etwas leben. Deshalb müssen wir auf dem permakulturellen Weg auch einiges an Begabungen mitbringen. Begabungen wie: Geduld, Kontinuität, Visionierung und Zielstrebigkeit, Verwurzelung (wie ein Baum im Wind), körperliche Stärke (der Spaten schwingt sich nicht von alleine) und vor allem Naturverständnis. Das sind jetzt nur die, die mir spontan einfallen. Was aber noch dazu gehört ist definitiv auch das Können im Büro. Projekte wollen niedergeschrieben, bzw. dokumentiert werden. Ein Einkommen sollte generiert werden und es sollte nichts Wichtiges, bürokratisches aus den Augen verloren gehen. Öffentlichkeitsarbeit ist ein sehr wichtiger Punkt, die Region mit ins Boot holen, Mitstreiter finden, vernetzen, Internetauftritt, Social Media oder Vereinsarbeiten. In der Permakultur sollte man kein Einzelgänger sein, eher ein Gemeinschaftsarbeiter, ein Teamplayer.
Was mir dabei die letzten Jahre enorm aufgefallen ist: es gibt sehr viele Strohfeuer! Damit meine ich Menschen, die nach einem Permakulturkurs enorm motiviert sind und voll durchstarten wollen. Sie meinen, man kann vom ersten Jahr weg davon leben, stürzen sich voll hinein, werden dann rundherum eines besseren belehrt und hören alles wieder auf. Das finde ich immer sehr schade, besonders wenn es sich um Leute meiner Kurse handelt. Mir liegen nämlich alle Kursteilnehmer sehr am Herzen. Das Permakultur-Business ist nichts weiter als ein Garten. Lege ich einen Garten neu an, muß ich pflanzen. Nach dem Pflanzen muß ich aber pflegen und warten. Ich muß Geduld haben. Bäume beginnen meist, so wie in meinem harten schweren Lehmboden, erst nach 5 Jahren so richtig zu wachsen. Diese Zeit will genutzt werden für weitere Schulungen, für Vernetzungen, für das Üben. Nach ca. 5 Jahren beginnt es mit dem Ertrag los zu gehen. Nach ca. 5 jahren kann ich sagen, ja, ich kann davon leben. Diese Zeit nehmen sich jedoch die Allerwenigsten. Dabei ist es in den Permakultur-Prinzipien fest verankert: Finde kleine und langsame Lösungen, Beobachte und handle, Reagiere auf Feedback usw.
Und noch ein Thema liegt mir schwer am Herzen. Das Thema Mann in der Permakultur und Frau in der Permakultur. Das sind nämlich 2 komplett verschiedene Stiefel.
Der Mann in der Permakultur mag zwar ein guter Regionalworker sein, er ist aber unabhängig, auch wenn er Kinder hat. Er kann Projekte in Afrika, Indien, Paraguay usw. umsetzen, beraten. Geniale Öffentlichkeitsarbeit machen, sich darstellen, es sind immer Leute rundherum, die sich um ein Essen kümmern, die sich um die Versorgung der Kursleute kümmern, die die Nebenarbeiten machen.
Die Frau in der Permakultur ist immer eine Mutter (auch wenn sie keine eigenen Kinder hat). Sie kümmert sich um alles drum herum. Meist sind aber Kinder mit im Spiel, das heißt, sie kann nicht länger von zu Hause weg, wer würde sich denn sonst um den reibungslosen Ablauf zu Hause kümmern? Sie sitzt immer irgendwo fest. Schafft sie es dennoch erfolgreich zu sein in ihrem Job, besser Berufung, stößt sie meist schnell an ihre Belastungsgrenze. Schließlich hat Frau nicht nur 1 Job, sie ist nebenbei Familienmanagerin, Regionalworkerin, Influencerin, Vereinsvorstand, im Elternbeirat usw. Leute, wenn da nicht Menschen im Hintergrund mit anpacken, ist jedes Projekt schnell zum Scheitern verurteilt.
Die Non-Plus-Ultra-Lösung hier ist eine permakulturelle Partnerschaft, in der die Aufgaben klar verteilt sind. Sie sollte jedoch ausgewogen und zufriedenstellend für alle sein. Eine Partnerschaft braucht jedoch auch Pflege, eine Familie braucht Fürsorge, alles braucht seine Zeit um wachsen zu können.
Die letzten Jahre habe ich viel erlebt. Selbst habe ich mein Projekt fast alleine aus dem Boden gestampft (der Vorteil war, dass das Gelände bereits terrassiert, bepflanzt und bespielbar war). Meine Kinder waren meist dabei, das heißt Schubkarre mit Kind den Berg rauf, Schubkarre mit Ernte den Berg runter, dafür ein Kind, das eigentlich komplett in die Waschmaschine gehört, hinter drein. Der Vorteil, man ist nie alleine, immer sind Kinder und/oder Tiere mit dabei. Natürlich gab es Praktikanten, die aber manchmal mehr, meist aber eher weniger hilfreich waren. Einiges an Angeboten im Ausland und weiteren Umkreis mußte ich ablehnen, mangels Zeit und optimalen Versorgungsmöglichkeiten meines familiären Umfeldes zuHause. Viele Projekte durfte ich trotzdem begleiten, beratend zur Seite stehen, durfte ich Menschen durch mein Paradies führen und in den Kursen ausbilden. Von manchen hört man nie wieder etwas, mit vielen jedoch bin ich immer noch sehr gut in Kontakt. Umso schmerzhafter ist es, jedenfalls für mich, wenn Projekte zum Verkauf stehen, die man begleiten durfte, erblühen sehen durfte. Es ist fast wie ein eigener Verlust. Schmerzhaft ist es auch, wenn Menschen, die bereits fest auf dem Permakultur-Weg waren plötzlich einen anderen Weg nehmen, zurück in die Wirtschaft, wegen Geld und Ansehen. Auswandern ist für mich auch so ein Thema. Die Kontakte bleiben zwar erhalten, trotzdem sehe ich es für mich als Verlust an. Es ist Energie, die in meiner Region verloren geht. Zwar meist woanders noch besser erblühen kann, was mir dann auch wieder sehr gut gefällt, aber für meine direkte Region geht die Energie verloren.
Es ist alles Energie, es verschiebt sich eben nur. Menschen trennen sich, sie wandern aus oder sie geben einfach auf. Letzteren Punkt finde ich besonders schade. Ein Aufgeben würde für mich nie in Frage kommen. Vielleicht eine Pause (weil der Körper nicht mehr mitspielt), aber ich würde nie aufgeben. Die Natur legt nach dem Winter auch immer wieder los. Immer wieder aufs Neue. Viele Menschen suchen sich deshalb eine Gemeinschaft. Doch das ist auch kein einfacher Weg. Denn Gemeinschaft leben heißt meist vor allen Dingen an sich selber zu arbeiten, damit die Gemeinschaft dann auch gut funktioniert! Hier ist kein Platz für große Egos oder Machtspielchen. Gemeinschaft will gelernt sein und ich hab höchsten Respekt vor Gruppen, die es schaffen länger als 10 Jahre zusammen zu leben und zu arbeiten.
Permakultur ist definitiv ein sehr zufriedenstellendes Modell eines Lebensweges, ob es aber ein gleichwertiger Lösungsweg für Mann und Frau ist? Ich weiß es nicht, es kommt auf die Power und den Pioniergeist, die Geduld und die Ausdauer darauf an. Deshalb überlegt euch genau, welchen Platz Ihr Euch zum Leben und permakulturellen Arbeiten aussucht, ihr müsst Euch darum kümmern, beobachten und handeln und stehts neue Wege finden. Der Lohn dafür ist äußerst gesundes Essen, arbeiten in der Natur, die Möglichkeit das Ganze mit der Familie gemeinsam zu machen und ein erfülltes Leben zu leben.
Wenn Ihr auch so ein erfülltes, pralles Leben wollt, nah an der Natur, dann kommt doch in meine Kurse.
- Permakultur im Hausgarten
- Autonomie aus dem Garten
- Allmende Gärtner
- Selbstversorger-Intensivkurs
- Und weitere Kurse rund ums gärtnern und selber machen.
Ihr findet alles im Veranstaltungskalender auf www.waldgarten.wordpress.com
Das neue Jahr 2024 bringt enormen Pioniergeist mit. Der ist überall spürbar. Wo bist Du 2024? Möchtest Du auch Deinen Beitrag für ein zukunftsfähiges Leben unserer zukünftigen Enkel- und Urenkelkinder leisten? Es ist an uns zu beginnen.
Eure Hanne vom Mienbacher Waldgarten/Selbstversorger-Akademie
PS: Wenn Ihr selbst keinen Platz habt Bäume zu pflanzen, dann könnt Ihr bei uns eine Baumpatenschaft übernehmen. Unterstützt uns bei unseren Vorhaben von weiteren Waldgärten und/oder Allmende – Gärten.
PPS: Meine Blogbeiträge sollen immer ein Anreiz für eigene Gedankengänge sein, kein so ist es, so bleibt es, sondern eher ein „findet Euren eigenen Weg, aber geht dann auch diesen Weg!“ Ich helf Euch gerne, nach meinen Möglichkeiten (als Frau und Mutter).