Mit dieser Bundesregierung wird der Bock zum Gärtner – Fortsetzung Steinbrück und Co.

Wir hatten schon zweimal darauf hingewiesen (7. Oktober 2008 und 8. Oktober 2008), wie jetzt systematisch und offensichtlich in einer Publicrelations-Aktion geplant Merkel und Steinbrück zu Krisenmanagern hochstilisiert werden. Wir wurden auf weitere ähnliche Medienprodukte wie im Tagesspiegel und der Zeit aufmerksam gemacht. Siehe Anhang. Gleichzeitig kam von unseren Nutzern die Anregung, auf einige Dokumente aufmerksam zu machen, die zeigen, wie eng die Vertreter unserer Bundesregierung mit der Finanzindustrie und mit der Krise verbunden sind. Diese Anregung greifen wir gerne auf und verbinden dies mit der dringlichen Bitte, die Dokumente zu nutzen und diese Informationen weiter zu geben. Albrecht Müller

„Krieg dem Pöbel“. Die neuen Unterschichten in der Soziologie deutscher Professoren

Die Entdeckung der „neuen Unterschicht(en)“ zu Beginn des neuen Jahrtausends ist kein so­ziologisches, kein wissenschaftliches Datum, sondern das Produkt einer der politischen Pro­paganda dienenden „öffentlichen Soziologie“, in der einige Wissenschaft­ler – vor allem Paul Nolte und Heinz Bude – als professorale Autoritäten, aber auch als akti­ver Teil einer publizistischen Welle fungieren. Diese hat in Deutschland nicht zufällig im Jahr 2004 einen Höhepunkt erreicht: Sie begleitete und legitimierte die Einführung von „Hartz IV“: die Abkehr vom bis dahin dominierenden sozialstaatliche Ziel der Statussicherung hin zum Ziel der Existenzsicherung.
Eine Kritik des Lehrers in einer Abendhauptschule Hans Otto Rößer.

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Joseph Stiglitz: “Die Philosophien der Deregulierung und des Neoliberalismus in den westlichen Ländern sind tot”
  • Finanzkrise: Jenseits der Panik
  • Das Spiel ist aus
  • Nobelpreisträger Yunus: “Der Kapitalismus ist zum Spielcasino verkommen”
  • Berlin prüft Banken-Verstaatlichung
  • Pensions: Downturn has wiped one fifth off retirement funds
  • Serientäter Bundesbank
  • Lafontaine: Bundesregierung hat Krise verschärft
  • Sparer: Betrogen oder blauäugig?
  • Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe im August 2008: Real + 2,2% zum Vorjahr
  • Deutsche Ausfuhren im August 2008: – 2,5% zum August 2007
  • Managerhaftung und Managervergütung
  • Arbeitsmarktpolitik: Weniger Fördertöpfe
  • Anwalt für Hartz-IV-Empfänger soll teurer werden
  • Keine Entwarnung trotz Verschiebens des Börsengangs der Bahn
  • Zypries: „Alles, was schießt“
  • Ein halbes Grad zu viel
  • Weiter mit Schwarz-Grün
  • Analyse des Berichts zu Lobbyisten in Ministerien

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Hinweise des Tages

(WL)

Heute unter anderem zu folgenden Themen

  • Lohnverzicht: Nutzen für den Arbeitsmarkt unbewiesen
  • IWF: Deutsche Wirtschaft stagniert 2009
  • IMK: Finanzmarktkrise kann innerhalb des kommenden Jahres überwunden werden
  • Sieben Zentralbanken senken Zinsen
  • Zur Bekämpfung der Finanzmarktkrise
  • Bundesregierung glaubt noch an Markt
  • Steinbrück fordert Acht-Punkte-Plan
  • Lucas Zeise: Ende der Party
  • Wie weiter mit dem sozialen Europa?
  • Köhler billigt EU-Reformvertrag
  • Warum wichtige Leistungen für Patienten gekürzt werden
  • Amtshilfe per Schützenpanzer
  • Bertelsmann-Stiftung fordert eine “harte Anpassung” der Wirtschafts- und Sozialpolitik Venezuelas
  • Akademischer Aderlass in Italien

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Wendehälse

Wie wurden doch noch vor kurzer Zeit die positiven Auswirkungen der Liberalisierung der Finanzmärkte in höchsten Tönen gelobt. Jede Kritik wurde als Verstoß gegen die „herrschende Lehre“ gegeißelt.

Wenn man dagegen die gestrigen Äußerung von Kanzlerin Angela Merkel, des 1. Parlamentarischen Geschäftsführers der CDU/CSU Bundestagsfraktion, Norbert Röttgen, oder des haushaltspolitischen Sprechers der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Steffen Kampeter, hörte, gilt offenbar der Satz: Was stört mich mein Geschwätz von gestern.

Lesen Sie einmal selbst das Loblied auf die freien Kapitalmärkte, das die CDU/CSU noch im Mai 2002 als Minderheitsvotum zum Bericht der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft – Herausforderung und Antworten“ abgegeben hat.

Nachtrag PR für Steinbrück. Diesmal in der „Zeit“ – und die Redaktionen nehmen das so hin?

Nach dem Tagesspiegel kommt jetzt auch die „Zeit“ mit einer Lobeshymne: „Peer Steinbrück – Macher am Rande des Abgrunds. Der Finanzminister profiliert sich im Drama um die Rettung der Hypo Real Estate als erfolgreicher Krisenmanager“.
Der Artikel steht jenem im Tagesspiegel in nichts nach. Etwas weniger Schmonzes. Ansonsten aber erkennbar die gleiche Quelle der geplanten Botschaften der Spindoktoren. Wir hatten Nachahmer des Tagesspiegel erwartet. Die PR-Maschinerie ist offensichtlich gut geschmiert.
Einige Fragen sind allerdings angebracht. Und auch einige Hoffnungen anzumerken. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

(WL)

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • Absturz der Finanzmärkte
  • Sofortprogramm von ver.di
  • Im Nachhinein wussten es alle schon vorher
  • Die neuen Kapitalverbrechen
  • Die kapitalgedeckte Rente ist sicher
  • Der Motor stockt
  • Wie teuer wird die Krankenversicherung?
  • Terrorverdächtige wieder frei
  • Vage Vorstellungen von Exit
  • Friedrich Merz’ neues Buch: Ein echtes Risikopapier

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Regierung unter der Reichstagskuppel: ratlos

Da sind wir mitten in einem weltweiten Finanzstrudel von historischem Ausmaß, da drohen Rezessionsgefahren, da sind Menschen in Angst um ihr Erspartes und um ihre Arbeitsplätze und unsere Bundeskanzlerin bietet eine der kürzesten und nichtssagendsten Regierungserklärungen. Da wurde vor dem Parlament eine Banalität nach der anderen aneinandergereiht. Da wurde so getan, als sei das Unglück von Amerika über uns gekommen wie eine Grippeepidemie. Da wurde nicht analysiert, was bei uns falsch gelaufen ist und stattdessen viel von „Vertrauen“ und „sozialer Marktwirtschaft“ geschwafelt. Da wurde so getan, als könne man mit ein paar kleinen Maßnahmen alles wieder in Ordnung bringen. Und da wurde vor allem die konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Reformkurses propagiert, gerade so als hätten nicht einige der Reformpakete, wie z.B. die Privatisierung der Rente oder die steuerliche Begünstigung der Verbriefung von Krediten zu Wertpapieren die Finanzspekulationen in Deutschland nicht wesentlich angeheizt. Wolfgang Lieb

Wie Steinbrück hoch- und Lafontaine niedergeschrieben wird – zwei Musterbeispiele für gelungene PR.

Im Mai 2003 war ich einmal zur Sendung „Sabine Christiansen“ eingeladen. Ein Freund, der sich in der Berliner PR-Szene auskennt, ließ mich vorher wissen, ich solle darauf achten, wer vor und nach der Sendung scheinbar unbeteiligt herumstehe. Ich folgte seinem Rat und entdeckte den Publicrelations-Berater von Sabine Christiansen, der zugleich der Berater des damaligen Finanzministers Hans Eichel war. Er hatte aus einem gescheiterten hessischen Ministerpräsidenten einen bestens angesehenen Bundesfinanzminister gemacht, den Sparkommissar Hans Eichel. Mit der Realität hatte sein Image wenig zu tun. In seiner Zeit wurde weder gespart noch wurde die Wirtschaft durch die Sparversuche nach vorn gebracht. Steigende Schulden und wirtschaftliche Stagnation waren das Ergebnis. An den davon unabhängigen PR-Erfolg wird man erinnert, wenn man in diesen Tagen die Geschichten über Eichels Nachfolger Peer Steinbrück liest. Und sozusagen als PR-Gegenstück die Agitation gegen Oskar Lafontaine. Es folgen zwei Beispiele für eindeutig PR-geprägte Medienprodukte. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Heiner Flassbeck: Die drehen einen unglaublichen Salto
  • Schnelle Ausgaben, späte Reue: Amerikas jüngstes Rettungspaket
  • Der öffentlich-rechtliche Bankensektor gerät zusehends ins Visier der Privaten
  • Deregulierer als Regulierer
  • Konjunktur nicht vergessen
  • Sozialverbände fordern 440 Euro
  • Verrat an Kindern
  • Entlastung nur befristet
  • Steinbrück zweifelt am Börsengang der Bahn
  • Bundeswehr darf im Inland eingreifen
  • Schäubles Scheinargumente – Teil 2
  • Zweifel nach Kölner Festnahmen
  • Afghanistan: NATO sucht Ausweg
  • Irren wie die Iren
  • Wie selbst der Nobelpreis für Schleichwerbung missbraucht wird
  • Pro Student und Jahr mindestens 6.875 Euro

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Freie Wähler – Befreite Wähler?

Vor einer Woche, so behaupten es derzeit die Massenmedien, sei in Bayern eine neue Ära angebrochen. Das Ende der Alleinherrschaft der CSU sei besiegelt, dafür drängen neue Parteien in den Landtag. Unter diesen Neuen, unter den Siegern der Landtagswahl, findet sich eine Partei, die gar keine Partei sein will, die sogar bei Kommunalwahlen mit diesem Nichtwollen wirbt.

Wen hat sich der bayerische Wähler da selbst vor die Nase gesetzt?

Originell sind die inhaltlichen Ansätze der Freien Wähler nicht. Was sich in der Stichwortsammlung der „FW“ findet, ist keine Sensation, sondern vielmehr ein Sammelsurium verschiedenster Schlagworte und Parolen, die sich aus den Programmen anderer Parteien rekrutiert zu haben scheinen. Ja, man hat den Eindruck, dass sich hier das neoliberale, wirtschaftstreue Spießbürgertum vereint hat, um den spiegelbildgleichen Zeitgenossen, die innerhalb der CSU oder FDP Parteilichkeit ausüben, eine Konkurrenz aus dem “eigenen Ideologiegebäude” zu sein. Mit den Freien Wählern hat sich der bayerische Wähler sicherlich nicht befreit…
Von Roberto De Lapuente

Der Staudammwahn der Türkei

Das Ilisu-Staudammprojekt in der Türkei steht weiter im Kreuzfeuer der Kritik. Die NachDenkSeiten haben über die Hintergründe des Projektes berichtet. Nun liegt ein weiterer Bericht der Expertenkommission vor, der den Status quo beschreibt und bestätigt, dass die 153 Auflagen, an welche die Exportkredite gebunden sind, immer noch nicht erfüllt worden sind. Ungeachtet der Kritik plant die Türkei weitere Staudamm-Projekte und die Privatisierung von Flüssen, was zu heftigen Widerstand in der Bevölkerung geführt hat und noch führt. Auch diese Projekte zeichnen sich aus durch unprofessionelles Vorgehen und nicht geklärte Zuständigkeiten. Die Exportkreditagenturen wären gut beraten gewesen, wenn sie sich im Vorfeld über die Arbeitsweise der türkischen Behörden in Bezug auf die Staudammprojekte informiert hätten, vielleicht wäre ihnen die Beteiligung zu riskant gewesen, denn bei genauer Betrachtung scheint die Vorgehensweise des Ilisu-Staudammprojektes keine bedauerliche Ausnahme zu sein.
Von Christine Wicht

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • Merkel muss für alle zahlen
  • Nach dem Scheitern des Rettungsplans für die Hypo Real Estate
  • Ein umfassend kontrollierender Staat kann Finanzkrisen verhindern
  • Zustimmung zur Bankenhilfe im Kongress
  • Das Beben erreicht den Alltag
  • Die Sturheit der EZB ist falsch
  • Opportunismus: Plötzlich rufen die liberalen Wirtschaftsredaktionen nach dem Staat
  • Demokratiealarm
  • Frankreich rutscht in die Rezession
  • Dumpinglöhne in der Zeitarbeit
  • Sozialleben ist für Hartz-IV-Empfänger zu teuer
  • Bundeswehreinsatz künftig auch im Inneren
  • Streit um den Mutterschutz
  • Über den Umgang der Medien mit Lafontaine
  • Der Unfall-Putsch gegen Beck
  • Arm. Dick. Krank. Wo die Schule versagt
  • Britischer General gibt Afghanistan-Krieg verloren
  • Premiere gab Kundenzahl viel zu hoch an

Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.

Hinweise des Tages

Unter anderem zu folgenden Themen:

  • Wie Banken Anleger um ihr Erspartes brachten
  • Einführung fragwürdiger amerikanischer Bilanzregeln
  • EU uneins über Rettungspaket nach US-Vorbild
  • Weltwirtschaft am Abgrund
  • Mail-Aktion an Steinbrück und Tiefensee
  • Deutschland im Bildungstief
  • Gysi im Rechtsstreit gegen ZDF erfolgreich

Wichtig für unser Land: Die politische und mediale Vorherrschaft des Finanzsektors muss gebrochen werden

Die Finanzwirtschaft ist ein Wirtschaftssektor wie alle anderen auch. Eigentlich nicht wichtiger als das Transportgewerbe, der Einzelhandel, das Handwerk oder die Automobilindustrie. Auf diesem Markt wäre dafür zu sorgen, dass der Zahlungsverkehr funktioniert, dass Sparer und Investoren zusammenfinden, also eine effiziente Kredittransformation stattfindet, und dass man sich gegen Risiken versichern kann. Das ist nahezu alles. In der Realität ist dieser Sektor in den letzten Jahrzehnten enorm aufgebläht worden. Der Finanzsektor hat Raum gegeben für die permanente Spekulation, für Wetten, für Spielernaturen und für Kriminelle. Er hat so einen Anteil des Volkseinkommens für sich in Anspruch genommen, der weit über dem liegt, was die Wertschöpfung dieses Sektors wert ist. In Großbritannien, so habe ich in Erinnerung, hat dieser Sektor rund 10% des Volkseinkommens vereinnahmt. (Quelle jetzt nicht auffindbar.) Diese Vorherrschaft ist möglich geworden, weil die Finanzwirtschaft sowohl die Politik als auch die Medien über weite Strecken beherrscht. Albrecht Müller