Kalabresische Ziegen ob Bova. Doch Bova (820 m.ü.M.) muss zuerst erwandert werden. Vorbei an einem zauberhaft blühenden Weissdorn, Crataegus monogyna ssp azarella, den ich gerne im Garten haben würde.
Vorbei an Eichen und den gelben Früchten der Eichenmistel, Loranthus europaeus). Die Heilpflanze des Altertums, die der Druide Miraculix mit der Sichel schneidet (nachzulesen im Comic „Asterix und Obelix“).
Vorbei an zwölf bunten Schrothülsen schiesswütiger Jagdgesellen und zwei erschrockenen Gänseblümchen, Bellis sylvestris.
In Bova (siehe auch Bova) angekommen erwarten uns der Aetna im Abendrot…
… und der Antipastiteller auf Samtrot.
Am nächsten Morgen Aufbruch Richtung Roghudi, der Geisterstadt (siehe auch Vecchia Roghudi). Gleich zu Beginn wartet uns ein schönes Exemplar der steifen Wolfsmilch, Euphorbia rigida.
Gefolgt vom Blutroten Sommerwurz, Orobanche gracilis, ein Schmarotzer, der sich hier auf Ginsterwurzeln breit macht.
Auf der Hochebene über Bova blühen die Wildbirnen, Pyrus spinosa.
Tief unten schlängelt sich die Fiumara d’Amendola Richtung Meer.
Wieder gefunden: die Schachbrettblume, Fritillaria messanensis
Vielerorts werden zum Niederhalten der Brombeeren Brände entfacht. Manchmal gerät den Zünslern das Zünseln ausser Kontrolle und hinterlässt Terra bruciata.
Wenige Tage vor unserer Wanderung posierte ein junger, griechischer Tiktoker für Video-Aufnahmen auf einem baufälligen Balkon der Geisterstadt Roghudi. Für Anerkennung, Ruhm und Follower. Der Balkon donnerte mit ihm in die Tiefe. RIP. Die örtlichen Behörden sperrten darauf den Zugang für Touristen zum Städtchen. Schade. Für uns ein Umweg, der uns dafür einen schönen Ausblick von oben eröffnete.
Und zurück nach Bova mit endlich Saharasandfreiem Blick auf den Aetna.
Am folgenden Tag die nächste, lange Wanderung nach Palizzi.
Im Valle dei mulini Blick zurück auf Festung und Städtchen Bova.
Am Wegrand Schwarze Ragwurz, Ophrys incubacea
Unterwegs treffen wir wieder auf die schwarzen Schweine von Kalabrien, aus denen die gute Sopressa hergestellt wird. Der Bauer führt uns durch den Stall mit den Jungschweinen, zeigt uns den Nachwuchs der Herdenhunde…
und lässt seine kalabresischen Girgantana-Ziegen ihre Neugierde stillen…
…und offeriert uns durstigen Wandersleuten labende Getränke, die dankend angenommen wurden, wiewohl Palizzi noch weit, die Vernunft abwesend und die Beine schwer wurden. Italienische Gastfreundschaft weitab des Tourismus.
Noch 7 km. Doch das Meer winkt.
Am letzten Tag die Besteigung des Monte Cerasia. Die Kuh, das scheue Waldtier. Hier noch lebend.
Weiter oben tot.
zum Abschluss ein spontaner Besuch der zerfallenen Chiesa di Santa Maria de’ Tridetti. Ein kostbares, im Laufe der Jahrhunderte erodiertes Juwel. Die alte Kirche stammt aus der Zeit nach der normannischen Besetzung Kalabriens. Vom 6. bis ins 11. Jahrhundert gehörte Kalabrien zum byzantinischen Reich. Die Küstenorte wurden immer wieder von Sarazenen heimgesucht und geplündert. Im 11. Jahrhundert wurde Kalabrien, später auch Sizilien von den Normannen erobert und ab 1130 unter Roger II. zusammen mit anderen süditalienischen Gebieten zum Königreich Sizilien geschlagen.
Der Einfluss der byzantinischen Kultur blieb aber weit darüber hinaus erhalten. Santa Maria de‘ Tridetti, obwohl für den griechischen Ritus bestimmt, ist ein deutlicher Beleg für die kulturelle Integration verschiedener Baustile.
An der Ostfassade befinden sich drei überdachte Apsiden, die reich mit Kieselsteinen und Ziegeln verziert sind.
Der Grundriss ist basilikaförmig, mit drei Schiffen und einem dreiteiligen Presbyterium.
Monte Cerasia vor blauem Himmel und Aetna. (Foto: Barbara S.)
Fine delle vacanze.