Benko im U-Ausschuss: Entschlagungsreiche Befragung
Nach mehrmaligen Absagen ist der insolvente Gründer des Signa-Konzerns heute Vormittag im Parlament doch noch zur Befragung vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Covid-Finanzierungsagentur (COFAG) erschienen. Davor hatte der U-Ausschuss einen Beschluss zur Vorführung Benkos gefasst. Das Medieninteresse ist entsprechend groß.
Begleitet wird Benko von seinem Anwalt Norbert Wess. Benko machte zu Beginn der unter dem Vorsitz von Norbert Hofer (FPÖ) geführten U-Ausschusssitzung von seinem Recht auf ein Eingangsstatement Gebrauch, auch wenn das nach den Worten Benkos sehr kurz sein werde. Er verwies in Folge auf laufende Verfahren und die damit verbundenen Möglichkeiten einer Entschlagung. Er werde jede Frage dahingehend prüfen, so Benko, der damit einen Vorgeschmack auf die laufende Befragung gab.
Wiederholte Frage nach Zusammenhang
Eine enthaltungsreiche Befragung zeichnete sich aber ohnehin schon im Vorfeld ab. Sein Anwalt sagte einem Medienbericht zufolge etwa, außer seiner persönlichen Daten müsse Benko auf keine Fragen antworten. Ganz so schweigsam zeigte sich Benko zwar nicht. Die Befragung ist aber von Anfang an von Benkos Beratungen mit seinem Anwalt samt einhergehenden Sitzungsunterbrechungen und Entschlagungen gekennzeichnet.
So verwies Benko bereits bei der Erstbefragung durch Verfahrensrichterin Christa Edwards erstmals auf einen möglichen Zusammenhang zu einem laufenden Verfahren. Auch einen Zusammenhang mit dem Untersuchungsgegenstand stellte Benko in Folge immer wieder infrage. Der von SPÖ und FPÖ eingesetzte U-Ausschuss widmet sich einer „Zweiklassenverwaltung wegen Bevorzugung von Milliardären durch ÖVP-Regierungsmitglieder“.
„Gute Gelegenheit für Marketing“
Dazu kommen Benkos vielfältige Kontakte zur Politprominenz. Gleich zu Beginn der Befragungen durch die Abgeordneten wollte der ÖVP-Fraktionsvorsitzende Andreas Hanger von Benko den Hintergrund seiner „Netzwerkevents“ erfahren, worauf Benko von einer guten Gelegenheit für Marketing für die Signa sprach. Keine Auskunft gab es dann über die Beraterverträge mit Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ).
SPÖ-Fraktionsführer Kai Jan Krainer interessierte sich in Folge unter anderem für etwaige Besuche von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und weiteren Politikern auf der Jacht „Roma“ und am Gardasee. Kurz sei 2023 auf der „Roma“ und 2017 am Gardasee gewesen. Auch Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sei auf der Luxusjacht gewesen. Ob unter anderen auch Ex-Finanzminister Gernot Blümel und der nunmehrige Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (beide ÖVP) etwa auf der „Roma“ waren, sei ihm nicht erinnerlich, könne er aber auch nicht ausschließen.
Ähnlich gelagert war auch Benkos Antwort auf Krainers Frage nach etwaigen strafrechtlichen Verfahren im Zusammenhang mit Signas Medienbeteiligungen – ein ebenfalls mit der Frage im Zusammenhang mit dem Entschlagungsrecht gekennzeichneter Themenkomplex.
„Sehr offene Frage“
FPÖ-Fraktionsvorsitzender Christian Hafenecker wollte zu Beginn seiner Befragung zunächst die „tragenden Säulen“ des Signa-Konzerns abklären. Das sei eine „sehr offene Frage“, so Benko mit Verweis auf die vielen Signa-Unternehmen. Namen dazu gab es am Beispiel der Signa Holding und der Signa Prime – unternehmensweit schätzte Benko die Zahl auf ca. 50. Auskunft suchte Hafenecker in Folge auch im Zusammenhang mit den bei Signa tätigen Beratern. Laut Benko ein „weiter Begriff“. Gusenbauer, über dessen Rolle sich die Befragung in Folge drehte, bezeichnete Benko als „hoch qualifiziert“.
Auf die Frage nach der Qualifikation von Ex-Kanzler Kurz als Berater folgte der Verweis auf dessen internationales Netzwerk. Auf Hafeneckers Verweis, worauf Kurz kein abgeschlossenes Studium habe, sagte Benko lediglich, dass er keine Matura abgeschlossen habe.
Keine Auskunft über Reise nach Abu Dhabi
Grünen-Fraktionschefin Nina Tomaselli wollte zunächst Details im Zusammenhang mit von Benko an Kurz weitergeleiteten Daten von zwei Bankenprüfern wissen. Man habe Namen und Lebensläufe ausgetauscht, so Benko – wobei auch diese Fragen von etlichen Unterbrechungen begleitet waren. Ähnlich das Bild bei Tomasellis nächstem Thema, nämlich Benkos Reisen mit Kurz nach Abu Dhabi, worauf Benko unter anderem mit Verweis auf ein laufendes Verfahren keine Antwort geben wollte. Eine zulässige Entschlagung, wie Verfahrensvorsitzender Hofer später auch zu Tomasellis Fragen zum Chalet N befand.
NEOS-Fraktionsführer Yannick Shetty kündigte vor Beginn der Befragung an, er wolle vor allem zur Firmensitzverlegung inmitten einer Steuerprüfung fragen.