Inland

Nach mehrmaligen Absagen ist der insolvente Gründer des Signa-Konzerns heute Vormittag im Parlament doch noch zur Befragung vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Covid-Finanzierungsagentur (COFAG) erschienen. Davor hatte der U-Ausschuss einen Beschluss zur Vorführung Benkos gefasst. Das Medieninteresse ist entsprechend groß.

Rene Benko beim Betreten des Ausschusslokals im Parlament
ORF/Patrick Bauer

Begleitet wird Benko von seinem Anwalt Norbert Wess. Benko machte zu Beginn der unter dem Vorsitz von Norbert Hofer (FPÖ) geführten U-Ausschusssitzung von seinem Recht auf ein Eingangsstatement Gebrauch, auch wenn das nach den Worten Benkos sehr kurz sein werde. Er verwies in Folge auf laufende Verfahren und die damit verbundenen Möglichkeiten einer Entschlagung. Er werde jede Frage dahingehend prüfen, so Benko, der damit einen Vorgeschmack auf die laufende Befragung gab.

Wiederholte Frage nach Zusammenhang

Eine enthaltungsreiche Befragung zeichnete sich aber ohnehin schon im Vorfeld ab. Sein Anwalt sagte einem Medienbericht zufolge etwa, außer seiner persönlichen Daten müsse Benko auf keine Fragen antworten. Ganz so schweigsam zeigte sich Benko zwar nicht. Die Befragung ist aber von Anfang an von Benkos Beratungen mit seinem Anwalt samt einhergehenden Sitzungsunterbrechungen und Entschlagungen gekennzeichnet.

So verwies Benko bereits bei der Erstbefragung durch Verfahrensrichterin Christa Edwards erstmals auf einen möglichen Zusammenhang zu einem laufenden Verfahren. Auch einen Zusammenhang mit dem Untersuchungsgegenstand stellte Benko in Folge immer wieder infrage. Der von SPÖ und FPÖ eingesetzte U-Ausschuss widmet sich einer „Zweiklassenverwaltung wegen Bevorzugung von Milliardären durch ÖVP-Regierungsmitglieder“.

„Gute Gelegenheit für Marketing“

Dazu kommen Benkos vielfältige Kontakte zur Politprominenz. Gleich zu Beginn der Befragungen durch die Abgeordneten wollte der ÖVP-Fraktionsvorsitzende Andreas Hanger von Benko den Hintergrund seiner „Netzwerkevents“ erfahren, worauf Benko von einer guten Gelegenheit für Marketing für die Signa sprach. Keine Auskunft gab es dann über die Beraterverträge mit Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ).

SPÖ-Fraktionsführer Kai Jan Krainer interessierte sich in Folge unter anderem für etwaige Besuche von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und weiteren Politikern auf der Jacht „Roma“ und am Gardasee. Kurz sei 2023 auf der „Roma“ und 2017 am Gardasee gewesen. Auch Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sei auf der Luxusjacht gewesen. Ob unter anderen auch Ex-Finanzminister Gernot Blümel und der nunmehrige Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (beide ÖVP) etwa auf der „Roma“ waren, sei ihm nicht erinnerlich, könne er aber auch nicht ausschließen.

Ähnlich gelagert war auch Benkos Antwort auf Krainers Frage nach etwaigen strafrechtlichen Verfahren im Zusammenhang mit Signas Medienbeteiligungen – ein ebenfalls mit der Frage im Zusammenhang mit dem Entschlagungsrecht gekennzeichneter Themenkomplex.

„Sehr offene Frage“

FPÖ-Fraktionsvorsitzender Christian Hafenecker wollte zu Beginn seiner Befragung zunächst die „tragenden Säulen“ des Signa-Konzerns abklären. Das sei eine „sehr offene Frage“, so Benko mit Verweis auf die vielen Signa-Unternehmen. Namen dazu gab es am Beispiel der Signa Holding und der Signa Prime – unternehmensweit schätzte Benko die Zahl auf ca. 50. Auskunft suchte Hafenecker in Folge auch im Zusammenhang mit den bei Signa tätigen Beratern. Laut Benko ein „weiter Begriff“. Gusenbauer, über dessen Rolle sich die Befragung in Folge drehte, bezeichnete Benko als „hoch qualifiziert“.

Auf die Frage nach der Qualifikation von Ex-Kanzler Kurz als Berater folgte der Verweis auf dessen internationales Netzwerk. Auf Hafeneckers Verweis, worauf Kurz kein abgeschlossenes Studium habe, sagte Benko lediglich, dass er keine Matura abgeschlossen habe.

Keine Auskunft über Reise nach Abu Dhabi

Grünen-Fraktionschefin Nina Tomaselli wollte zunächst Details im Zusammenhang mit von Benko an Kurz weitergeleiteten Daten von zwei Bankenprüfern wissen. Man habe Namen und Lebensläufe ausgetauscht, so Benko – wobei auch diese Fragen von etlichen Unterbrechungen begleitet waren. Ähnlich das Bild bei Tomasellis nächstem Thema, nämlich Benkos Reisen mit Kurz nach Abu Dhabi, worauf Benko unter anderem mit Verweis auf ein laufendes Verfahren keine Antwort geben wollte. Eine zulässige Entschlagung, wie Verfahrensvorsitzender Hofer später auch zu Tomasellis Fragen zum Chalet N befand.

NEOS-Fraktionsführer Yannick Shetty kündigte vor Beginn der Befragung an, er wolle vor allem zur Firmensitzverlegung inmitten einer Steuerprüfung fragen.

Die Regierung hat für die öffentliche Lebensmittelbeschaffung Bioquoten vorgegeben. Diese werden aber nicht eingehalten, obwohl die Einkäufe offiziell dem Rahmenplan dafür entsprechen.

Das zeigt eine Antwort des Justizministeriums (BMJ) auf eine Parlamentarische Anfrage von NEOS, über die der „Standard“ zuerst berichtete. 25 Prozent der Einkäufe sollten im Vorjahr biologisch sein, der tatsächliche Anteil war aber niedriger. Wie hoch genau, wird nicht erfasst.

Laut Anfragebeantwortung werden zwar über 90 Prozent der jährlich rund zehn Millionen Euro an Lebensmitteleinkäufen unter dem Rahmenplan für nachhaltige Beschaffung (naBe) der Bundesbeschaffungsagentur (BBG) gekauft.

Justizministerium überrascht

Im Rahmen einer Klärung mit der BBG habe sich aber „für das BMJ überraschend“ herausgestellt, dass die Rahmenvereinbarungen zwar als naBe-konform gekennzeichnet seien, das aber nicht garantiere, dass die darin zum Kauf freigegebenen Produkte tatsächlich naBe-konform sind.

Trotz Drucks des Justizministeriums habe die BBG nicht garantieren können, dass die Produkte im Rahmenplan den Kriterien entsprechen, daher werde nun zunächst für Milchprodukte eine reine Ausschreibung für Bioprodukte erfolgen, die ab Jahresmitte abrufbar sein werde.

NEOS-Landwirtschaftssprecherin Karin Doppelbauer sprach im „Standard“ von „staatlich organisiertem Greenwashing“. Harsche Kritik am geringen Anteil der Bioprodukte gab es auch von den Organisationen Bio Austria und Enkeltaugliches Österreich.

Die von der Regierung geplante Erhöhung des Kostenersatzes bei Freisprüchen in Strafverfahren soll noch vor der Sommerpause im Nationalrat beschlossen werden.

Die Bundesregierung einigte sich nun auf letzte Details und brachte heute im Ministerrat eine entsprechende Regierungsvorlage auf den Weg. Wie bereits Ende April angekündigt, können im Extremfall bis zu 60.000 Euro für Anwaltskosten beigesteuert werden. Vorgesehen ist auch, dass erstmals ein Ersatz für eingestellte Strafverfahren eingeführt wird.

Gegenüber dem Begutachtungsentwurf vom April wurde in dem adaptierten Gesetzesentwurf das vorgesehene zusätzliche Personal weiter aufgestockt: Statt wie geplant zwei zusätzliche Richterplanposten soll es nun sechs geben, erklärten Justizministerin Alma Zadic (Grüne) und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). Damit kommt die Regierung einer Forderung der Richtervereinigung nach.

Komplexität entscheidet über Höhe

Das Finanzministerium stellt für das Paket für 2024 wie geplant insgesamt 70 Millionen Euro zusätzlich für den Kostenersatz zur Verfügung. Das entspricht einer Verdreißigfachung der Mittel.

Je nach Komplexität des Verfahrens erhöht sich der Kostenersatz. Das richtet sich nach Dauer und Umfang. Ausgegangen wird von einem Standardverfahren. Über die Höhe des Ersatzes entscheidet die Richterin oder der Richter. Beschlossen werden soll das Paket in der letzten Nationalratssitzung Anfang Juli.

Konzernsteuertransparenzgesetz bis Juli

Mit Verspätung bringt Österreich unterdessen neue Steuertransparenzregeln für multinationale Unternehmen auf den parlamentarischen Weg. Jetzt passierte eine entsprechende Regierungsvorlage den Ministerrat. Der Nationalrat soll nach Plänen der Regierung das Gesetz noch im Juli beschließen. Die EU-Richtlinie zur Steuertransparenz sollten die Mitgliedsländer eigentlich bereits bis Mitte des vergangenen Jahres in nationales Recht gegossen haben.

Ab sofort dürfen auch jüngere Kinder offiziell an mehrtägigen Schulveranstaltungen in Mehrstufenklassen an Volksschulen teilnehmen. Das sieht eine entsprechende Verordnung von ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek vor.

Damit können etwa auch Kinder der ersten und zweiten Schulstufe gemeinsam mit ihren Klassenkollegen und -kolleginnen der dritten und vierten Schulstufe auf Projekttage fahren. Bisher war das in der Schulveranstaltungenverordnung nicht vorgesehen.

Petition eingebracht

In Mehrstufenklassen werden Kinder mehrerer Schulstufen gemeinsam unterrichtet. Bisher durften sie aber rechtlich nicht gemeinsam an Schulveranstaltungen teilnehmen, die länger als fünf Stunden dauern.

Der Grund ist, dass es in der entsprechenden Verordnung zwar einen Passus gibt, der Kindern der dritten und vierten Schulstufe solche längeren Ausflüge, Projekttage und Veranstaltungen erlaubt.

Für die Kinder der Vorschulstufe, der ersten und zweiten Schulstufe existierte eine solche Möglichkeit aber nicht. Darauf machte zuletzt eine Petition aufmerksam.

Ausland

Die AfD hat ein Auftrittsverbot für ihren umstrittenen EU-Spitzenkandidaten Maximilian Krah verhängt. Dieses gelte für alle Wahlkampfveranstaltungen der AfD und für andere Veranstaltungen der Bundespartei, bestätigte heute ein Parteisprecher der Nachrichtenagentur AFP nach einer Telefonkonferenz des Bundesvorstands.

Krah erklärte selbst auf X (Twitter), er verzichte auf weitere Wahlkampfauftritte und trete als Mitglied des Bundesvorstands zurück.

Hintergrund ist die Ankündigung des französischen Rassemblement National (RN) von gestern, die Zusammenarbeit mit der AfD im EU-Parlament aufzukündigen. Frankreichs Rechtspopulisten halten die deutsche AfD inzwischen für zu radikal, Anlass sind Äußerungen Krahs zur SS.

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AfD an weiterer Zusammenarbeit interessiert

Die AfD-Spitze würde die Zusammenarbeit mit dem RN gerne fortsetzen, wie es aus Parteikreisen hieß. Die AfD arbeitet im Europaparlament mit der Partei Le Pens, der italienischen Lega und der FPÖ in der Fraktion ID (Identität und Demokratie) zusammen.

Schon seit Längerem gibt es zwischen der AfD und dem RN Unstimmigkeiten. Nach den Enthüllungen des Medienhauses Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremen in Potsdam im Jänner hatte Le Pen deutliche Kritik geäußert.

ÖVP- und SPÖ-Appelle an FPÖ

Ausgehend von Krahs Aussagen forderten heute auch ÖVP-EU-Spitzenkandidat Reinhold Lopatka und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim die FPÖ auf, ihre Zusammenarbeit mit der AfD in der Fraktion ID zu beenden. FPÖ und AfD schweiße die „Komplizenschaft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen“, so Lopatka.

Seltenheim sieht dadurch die Neutralität Österreichs gefährdet. Die Aussagen Lopatkas nannte Seltenheim „vollkommen unglaubwürdig“. Auf der einen Seite kritisiere die ÖVP das Verhalten der FPÖ, auf der anderen Seite schlössen weder die ÖVP in Österreich noch die EVP in Europa eine Zusammenarbeit mit Rechtspopulisten aus.

Firmen positionieren sich gegen AfD

Nicht nur in der Politik, auch in der Wirtschaft trifft die AfD auf Widerstand. Zahlreiche deutsche Firmen positionierten sich öffentlich (47 Prozent) oder zumindest intern (54 Prozent) gegen die AfD. Das geht aus einer heute veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervor.

Wie die Umfrage des arbeitgebernahen Instituts unter 905 Unternehmen ergab, verneinten über zwei Drittel die Frage, ob sie einige Positionen der Partei sinnvoll oder grundsätzlich vertretbar finden, 23 Prozent bejahten das. Die Firmen fürchten laut IW vor allem um die EU und den Euro – Teile der Partei sprechen sich für eine Abkehr aus – und auch um den Wirtschaftsstandort Deutschland und die politische Kultur.

Wegen der „wirtschaftlichen Nötigung“ durch Washington und der US-Waffenverkäufe an Taiwan hat China heute Sanktionen gegen mehrere US-Rüstungsunternehmen sowie -Führungskräfte angekündigt.

Die USA hätten „wahllose und ungesetzliche Sanktionen gegen eine Reihe chinesischer Einheiten verhängt“, während sie „weiterhin Waffen an die Region Taiwan verkaufen“, so das Außenministerium in Peking zu den „Gegenmaßnahmen“.

Das Ministerium verurteilte „eine einseitige Einschüchterung und wirtschaftliche Nötigung, welche die legitimen und legalen Rechte chinesischer Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen ernsthaft verletzt“. Die Strafmaßnahmen Chinas beziehen sich unter anderem auf Einheiten und Einzelpersonen der Konzerne Lockheed Martin, Raytheon und General Dynamics.

China sieht „Souveränität“ untergraben

Die US-Waffenverkäufe an Taiwan stellten ernsthafte Verletzungen des „Ein-China-Prinzips“ dar, mischten sich „in die inneren Angelegenheiten Chinas“ ein und untergrüben „die Souveränität und territoriale Integrität Chinas“, hieß es in Peking.

Zur Begründung seines Vorgehens verwies Peking zudem auf US-Sanktionen wegen „russlandbezogener Faktoren“. Die USA hatten Anfang Mai ein neues Sanktionspaket gegen Unterstützer des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verhängt.

Dieses richtet sich gegen rund 300 Personen und Unternehmen, betroffen sind Firmen aus Russland, China und anderen Staaten, denen vorgeworfen wird, Moskau bei der Beschaffung von Waffen und Rüstungsgütern für den Ukraine-Krieg zu helfen.

US-Präsident Joe Biden hat entrüstet auf ein über die Onlineplattform seines Rivalen Donald Trump verbreitetes Video mit einer Aussage über ein „vereinigtes Reich“ reagiert und seinem Amtsvorgänger die Verwendung von NS-Rhetorik vorgeworfen.

Trump „gebraucht Hitlers Sprache, nicht jene Amerikas“, sagte Biden gestern bei einem Treffen mit Geldgebern für seine Wahlkampagne in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts.

Das Video mit der Aussage über das „vereinigte Reich“ war am Montag auf Trumps Konto auf dessen eigener Onlineplattform Truth Social veröffentlicht worden. Dabei wird das deutsche Wort „Reich“ verwendet. Das deutsche Wort „Reich“ wird in den USA häufig als Synonym für Nazi-Deutschland verwendet.

Video entfernt

Nach 19 Stunden wurde das Video entfernt, nachdem es große Empörung ausgelöst hatte. Es beschreibt das Szenario eines Trump-Sieges bei der Präsidentschaftswahl im November, bei der der Rechtspopulist – in einer Neuauflage des Wahlduells von 2020 – gegen Biden antreten will.

„Was passiert, wenn Donald Trump gewinnt? Was kommt als Nächstes für Amerika?“, wird in dem 30-sekündigen Clip gefragt, während mehrere Schlagzeilen eingeblendet werden. Neben Zeitungsüberschriften wie „Wirtschaft boomt“ und „Grenze ist geschlossen“ ist darin auch von der „Schaffung eines vereinigten Reiches“ die Rede.

Die Sprecherin von Trumps Wahlkampfteam, Karoline Leavitt, erklärte, es handle sich nicht um ein offizielles Wahlkampfvideo. Es sei von einem anderen Truth-Social-Nutzer erstellt und dann von einem Trump-Mitarbeiter, der das Wort „Reich“ nicht gesehen habe, weiterverbreitet worden.

Russland hat Agenturberichten zufolge Pläne zur Verlegung seiner Grenzen in der Ostsee dementiert. Das berichtete Interfax unter Berufung auf eine Person aus dem militärisch-diplomatischen Bereich. Auch die staatlichen Nachrichtenagenturen TASS und RIA berichteten über das Dementi.

Zuvor war aus einem Gesetzesentwurf des Verteidigungsministeriums hervorgegangen, dass Russland offenbar eine Veränderung von Seegrenzen um russische Inseln im Osten des Finnischen Meerbusens sowie das Gebiet um die russische Exklave Kaliningrad anstrebt.

Das Ministerium berief sich auf kartografische Ungenauigkeiten zu Zeiten der Sowjetunion. Diese seien nicht in Einklang mit den aktuellen kartografischen Koordinaten.

Finnland besorgt

Finnland hatte sich in einer ersten Reaktion auf die nun dementierten Bericht besorgt geäußert. Die finnischen Behörden gingen den Informationen in russischen Medien nach, erklärte Präsident Alexander Stubb. „Die Regierung verfolgt die Situation genau“, betonte er und fügte hinzu: „Russland hat in der Sache keinen Kontakt zu Finnland aufgenommen.“

Die finnische Außenministerin Elina Valtonen hatte Russland aufgerufen, sich an die Konventionen der Vereinten Nationen und an internationales Seerecht zu halten.

Finnland ist seit April vergangenen Jahres Mitglied der NATO. Weitere Ostsee-Anrainerstaaten sind Litauen, Lettland, Polen, Schweden, Deutschland und Dänemark. Auch sie gehören allesamt der NATO an.

Scharfe Kritik aus Litauen

Russlands Vorgehen könne als „bewusste, gezielte und eskalierende Provokation“ angesehen werden, mit der die Nachbarländer und ihre Gesellschaften eingeschüchtert werden sollen, hieß es aus dem litauischen Außenministerium. Der russische Gesandte solle zu einer ausführlichen Erklärung herbeizitiert werden. Eine Reaktion will Litauen mit seinen Partnern koordinieren.

Zehntausende Menschen im Iran haben sich heute Früh im Zentrum der Hauptstadt Teheran versammelt, um an den Trauerfeierlichkeiten für den bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Präsidenten Ebrahim Raisi teilzunehmen.

Die Menge kam rund um die Universität von Teheran zusammen, wo das geistliche Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei an den Särgen Raisis und seiner ebenfalls ums Leben gekommenen Begleiter die Gebete leitete.

Trauerfeier für Raisi in Teheran
APA/AFP/Atta Kenare

Viele Menschen in der Menge hielten Porträts von Raisi und schwenkten iranische Flaggen. Für die Trauerfeierlichkeiten wurde der heutige Tag zum arbeitsfreien Tag erklärt. Die Einwohner und Einwohnerinnen Teherans erhielten Nachrichten auf ihren Handys, die sie aufriefen, an den Trauerfeierlichkeiten für den „Märtyrer“ Raisi teilzunehmen.

Beisetzung morgen geplant

Einige Länder wie Russland, die Türkei und der Irak wollten Vertreter nach Teheran schicken. Außerdem nahmen der politische Chef der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, Ismail Hanija, und die Nummer zwei der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah, Naim Kassem, an dem Trauerzug teil.

Raisi war am Sonntag im Nordwesten des Iran auf dem Weg nach Tabris bei schlechtem Wetter mit einem Hubschrauber über bergigem Gelände abgestürzt. Unter den acht Insassen der Maschine waren auch Außenminister Hossein Amir-Abdollahian, der Chef von Raisis Sicherheitsteam und ein Imam. Raisi soll morgen im schiitischen Zentrum seiner Heimatstadt Maschhad, dem Heiligtum von Imam Resa, beigesetzt werden.

Hubschrauber gefunden

Der verunglückte Hubschrauber wurde nach Angaben des iranischen Militärs mit Hilfe im Iran hergestellter Drohnen gefunden. Eine von der Türkei eingesetzte Drohne habe die Absturzstelle trotz „Nachtsichtausrüstung“ nicht ausfindig machen können und sei letztlich in die Türkei zurückgekehrt, erklärte das Militär in Teheran nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA.

Der iranische Generalstabschef Mohammed Bagheri ordnete eine Ermittlung zur Absturzursache an. Der Bürochefs des Präsidialamtes, Gholam Hossein Esmaili, sagte in einem Interview mit dem Staatsfernsehen, beim Start von Raisis Hubschrauber sei das Wetter noch „klar“ gewesen, es habe „keinen Grund zur Beunruhigung“ gegeben. Etwa eine halbe Stunde später sei die Präsidentenmaschine jedoch in einer Wolkenschicht verschwunden und habe nicht mehr ausfindig gemacht werden können.

Nach dem Antrag auf Haftbefehle gegen Israels Premier Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant erwägen die USA mögliche Sanktionen gegen den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan.

Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan
APA/AFP/Luis Acosta

Die US-Regierung sei bereit, mit dem Kongress zusammenzuarbeiten, um möglicherweise Sanktionen gegen Beamte des IStGH zu verhängen, sagte US-Außenminister Antony Blinken gestern.

Bei einer Anhörung des Budgetunterausschusses des Senats sagte der republikanische Senator Lindsey Graham, er wünsche sich als Reaktion auf den von IStGH-Chefankläger Khan angekündigten Schritt neue US-Sanktionen gegen den Gerichtshof.

„Taten, nicht nur Worte“

„Ich will Taten sehen, nicht nur Worte“, sagte Graham zu Blinken. „Werden Sie die überparteilichen Bemühungen unterstützen, den IStGH zu sanktionieren, nicht nur wegen der Empörung gegen Israel, sondern um in Zukunft unsere eigenen Interessen zu schützen?“, fragte er. Und Blinken antwortete: „Ich begrüße es, mit Ihnen daran zu arbeiten.“

Khan hatte in seiner Ankündigung erklärt, er habe berechtigte Gründe zu glauben, dass Netanjahu, Galant, aber auch drei Führer der militanten Palästinenserorganisation Hamas „strafrechtliche Verantwortung“ für angebliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit tragen.

Zuständigkeit infrage gestellt

Sowohl der demokratische Präsident Joe Biden als auch seine politischen Gegner kritisierten Khans Ankündigung scharf. Sie argumentierten, das Gericht sei für den Gaza-Konflikt nicht zuständig, und äußerten Bedenken hinsichtlich des Verfahrens.

Die Vereinigten Staaten sind kein Mitglied des Gerichtshofs, haben aber in der Vergangenheit Strafverfolgungen unterstützt, darunter auch die Entscheidung des IStGH im vergangenen Jahr, einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen des Krieges in der Ukraine zu erlassen.

Kritik von Biden

Bei einer früheren Anhörung sagte Blinken, er werde mit dem Kongress an einer angemessenen Reaktion arbeiten, und bezeichnete den Schritt des IStGH als „zutiefst unangebracht“.

Die Entscheidung – die Gleichsetzung zwischen der Hamas und der israelischen Führung – würde die Aussichten auf ein Geiselabkommen und einen Waffenstillstand in Israels Konflikt mit der militanten palästinensischen Hamas erschweren, sagte Blinken.

Wirtschaft

Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, die aufgrund gesetzlicher Vorschriften, Verordnungen, Normen oder des Arbeitsvertrages für die Ausübung der beruflichen Tätigkeit erforderlich sind, fallen nun unter Arbeitszeit, so Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaft vida heute. Sie verweisen auf eine neu eingeführte Bestimmung im Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz und sehen eine langjährige Forderung erfüllt.

„Arbeitgeber müssen die Kosten für diese Bildungsmaßnahmen dann übernehmen, wenn diese nicht von einem Dritten (z. B. externer Fördergeber) getragen werden“, so die vida. Beispielsweise müssten jetzt alle Lkw- und Buslenkerinnen und -lenker nach dem Berufseinstieg innerhalb von fünf Jahren eine Weiterbildung im Ausmaß von 35 Stunden nachweisen.

AK: „Wesentliche Erleichterung“ für Arbeitnehmer

Wolle ein Unternehmen die Fahrerinnen und Fahrer für den Transport von gefährlichen Gütern einsetzen, dann bedürfe es auch einer Zusatzausbildung. „Bisher war nicht sichergestellt, dass eine solche auch bezahlt vom Arbeitgeber in der Arbeitszeit stattfindet“, so Roman Hebenstreit, Vorsitzender der vida.

„Dieser Zustand war für die Arbeitnehmer alles andere als fair“, sagte dazu Philipp Brokes, stellvertretender Leiter der Abteilung Sozialpolitik der AK. Nun sei die Rechtslage eindeutig. Das würde auch das Ende der bisherigen „Ausbildungskosten-Rückersatzvereinbarungen“ bedeuten, mit denen die Kosten über die Hintertür den Beschäftigten umgehängt worden seien. „Mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes wird daher eine wesentliche Erleichterung für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schlagend, die wir ausdrücklich begrüßen“, so Brokes.

Die OMV warnt im Zusammenhang mit einem ausländischen Gerichtsurteil vor einer möglichen Einstellung der Gaslieferungen aus Russland. Man habe von einem ausländischen Gerichtsurteil erfahren, das ein großes europäisches Energieunternehmen erwirkt habe, teilte das Unternehmen in der Nacht auf heute mit.

Sollte es in Österreich gegen die OMV vollstreckt werden, wäre man dazu verpflichtet, Zahlungen aus dem Gasliefervertrag mit Gasprom an dieses europäische Energieunternehmen (anstelle von Gasprom) zu leisten. Ob und wann eine solche Zwangsvollstreckung zu erwarten sei, sei der OMV nicht bekannt.

Um wen es sich bei diesem Energieunternehmen handelt und auf welches Gerichtsurteil man sich hier bezieht, wollte die OMV auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters nicht sagen.

Könnte österreichischen Gasmarkt beeinträchtigen

Im Falle einer solchen Zwangsvollstreckung hält es die OMV für wahrscheinlich, dass Gasprom Export die Gaslieferungen im Rahmen des Gasliefervertrages mit der OMV Gas Marketing & Trading GmbH einstellen und damit den österreichischen Gasmarkt beeinträchtigen werde, hieß es in der dringlichen Nachricht der OMV.

Diese Einschätzung stütze sich auf das Verhalten von Gasprom Export in ähnlichen Situationen. Die OMV erklärte, dass sie als führendes Gasvermarktungs- und -handelsunternehmen dazu verpflichtet sei, den Energiemarkt über alle Maßnahmen zu informieren, die ihre Fähigkeit, Gas von ihren Lieferanten zu erhalten, beeinträchtigen könnten.

E-Control: Gasversorgung im Winter gesichert

Die OMV teilte weiter mit, dass sie im Falle eines solchen Szenarios immer noch in der Lage wäre, ihre Vertragskunden mit Gas aus alternativen, nicht russischen Quellen zu versorgen.

Auch die E-Control teilte in einer Aussendung mit, dass das Szenario einer Lieferunterbrechung in die Berechnungen zur Versorgungslage bereits enthalten sei. Die Gasversorgung des österreichischen Marktes sei im kommenden Winter jedenfalls gesichert.

Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Speicher in Österreich bereits zu rund 77 Prozent gefüllt seien und alternative Importmöglichkeiten über Deutschland und Italien zur Verfügung stünden. Sollte aber tatsächlich die transportierte Gasmenge über die Ukraine nach Österreich reduziert werden, könnte es kurzfristig zu preislichen Auswirkungen kommen, so die E-Control.

Ministerium prüft

„Die Expertinnen und Experten im Klimaschutzministerium prüfen die aktuellen Entwicklungen gerade im Detail“, sagte die zuständige Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) dazu in einer Stellungnahme.

„Aktuell sind die Lieferungen nach Österreich ohne Einschränkungen aufrecht.“ Sie rief die österreichischen Versorger auf, den Aufbau von Lieferbeziehungen für nicht russisches Erdgas so rasch wie möglich voranzutreiben.

SPÖ-Kritik an Regierung

SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll regierte auf die OMV-Bekanntgabe mit einer Kritik an der Regierung. Der russische Angriffskrieg dauere nun schon mehr als zwei Jahre: „In dieser Zeit hat die Bundesregierung nichts unternommen, um von russischem Gas unabhängig zu werden.“

Als Reaktion auf Strafzölle für chinesische E-Autos hat die chinesische Handelskammer in Brüssel vor möglichen Gegenmaßnahmen Pekings gewarnt. Man sei von „Insidern“ darüber informiert worden, dass China erwäge, Zölle in Höhe von 25 Prozent auf importierte Fahrzeuge mit großen Motoren zu verhängen, hieß es gestern in einer Mitteilung der Kammer auf X.

Diese mögliche Maßnahme habe „Auswirkungen auf europäische und US-amerikanische Automobilhersteller, insbesondere angesichts der jüngsten Entwicklungen“, so die Kammer weiter. US-Präsident Joe Biden hatte vergangene Woche Sonderzölle von 100 Prozent auf Elektroautoimporte aus China verhängt.

Die EU untersucht derzeit, inwiefern China den Markt für E-Autos verzerrt. Eine Entscheidung, ob die EU etwa Strafzölle erhebt, steht noch aus.

Anti-Dumping-Untersuchung eingeleitet

Im Handelsstreit zwischen China und dem Westen hatte das Pekinger Handelsministerium erst am Sonntag eine Anti-Dumping-Untersuchung gegen bestimmte Chemikalien aus der EU, den USA, Japan und Taiwan eingeleitet.

Wie das Ministerium mitteilte, handelt es sich bei den betroffenen Chemikalien um „copolymerisiertes Paraformaldehyd“, welches „Kupfer, Zink, Zinn, Blei und andere metallische Werkstoffe teilweise ersetzen“ könne und unter anderem in Automobilteilen, elektrischen Geräten und Industriemaschinen verwendet wird.

Umwelt & Klima

Ein großer Eisberg ist Wissenschaftlern zufolge vom 150 Meter dicken Brunt-Schelfeis in der Antarktis abgebrochen. Der Brocken habe mit 380 Quadratkilometern etwa die Größe der britischen Isle of Wight, teilte die Forschungsorganisation British Antarctic Survey (BAS) gestern mit.

Es sei bereits der dritte Abbruch in den vergangenen vier Jahren in diesem Gebiet. Er hänge sehr wahrscheinlich aber nicht mit dem Klimawandel zusammen, hieß es in der Mitteilung weiter.

Abbruch erwartet

Vielmehr sei er erwartet worden, seit vor einigen Wochen plötzlich ein 14 Kilometer langer Riss im Schelfeis entstanden sei und einen rechten Winkel zum bereits bestehenden Halloween-Riss gebildet habe.

„Dieses Kalben wurde seit dem Auftreten des Halloween-Risse vor acht Jahren erwartet und reduziert die Gesamtfläche des Schelfeises auf die kleinste Ausdehnung seit Beginn der Überwachung“, sagte der Forscher Oliver Marsh, der das Kalben anhand von GPS-Daten entdeckt hatte.

Als Kalben wird das Abbrechen größerer Eismassen von im Meer oder in Binnengewässern endenden Gletschern bezeichnet. Der Abbruch sei Montagfrüh erfolgt.

Für Klimaproteste der „Letzten Generation“ seien erstmals Primärstrafen verhängt worden, berichtete deren Sprecherin Marina Hagen-Canaval heute. Das ist die schwerste Strafart im Verwaltungsstrafrecht, aufgrund derer die Betroffenen einige Tage in Haft verbringen sollen. Dagegen wurde jedoch bereits Beschwerde eingelegt.

Die „Letzte Generation“ sprach von einer neuen Taktik der Behörden, mit der diese seit Februar die Proteste beenden wollten. Dabei werden direkt Gefängnis- statt Geldstrafen verhängt. Primärarreste sind Gefängnisstrafen ohne vorherigen Gerichtsprozess.

„Man will uns mit unmittelbarem Freiheitsentzug davon abhalten, auf die unangenehme Wahrheit der Klimakatastrophe aufmerksam zu machen“, sagte Sprecherin Anna Freund.

Gegen eine Person in Graz wurden laut Hagen-Canaval drei Tage für Störung der öffentlichen Ordnung sowie sechs für das Nichtverlassen einer Versammlung verhängt, in Wien waren es für drei Betroffene zehn bzw. 14 Tage – jeweils durch die Landespolizeidirektionen.

Chronik

Nach der Notlandung eines in schwere Turbulenzen geratenen Flugzeugs in Bangkok werden noch 20 Verletzte auf Intensivstationen behandelt. Neun Menschen seien bereits operiert worden, fünf sollten noch operiert werden, teilte das Samitivej-Krankenhaus in der thailändischen Hauptstadt heute mit.

Insgesamt würden 20 Personen auf Intensivstationen zweier Einrichtungen behandelt, 58 Menschen würden noch stationär versorgt, 27 hätten bereits entlassen werden können.

Flugzeug nach Notlandung in Bangkok
Reuters/Athit Perawongmetha

Am Vortag war eine Boeing 777-300R von Singapore Airlines mit 229 Menschen an Bord etwa zehn Stunden nach dem Start in London auf dem Weg nach Singapur in ein Luftloch geraten, als die Flugbegleiterinnen und -begleiter gerade das Frühstück servierten.

Bei den schweren Turbulenzen sei ein Passagier gestorben, vermutlich an einem Herzinfarkt, hieß es von den Behörden und der Fluggesellschaft. Ein Fluggast berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Flugzeug plötzlich stark abgesackt sei und alle nicht angeschnallten Personen an die Decke geschleudert worden seien.

Die US-Behörden wollen die genaueren Umstände des Todes des aus der Kultserie „Friends“ bekannten Schauspielers Matthew Perry durch das Betäubungsmittel Ketamin aufklären.

Die Polizei von Los Angeles teilte gestern mit, sie untersuche mit Unterstützung der Anti-Drogen-Behörde DEA und des Postinspektionsdienstes, wie Perry an das Mittel gelangt war.

Laut dem Bericht der Gerichtsmedizin vom Dezember war der Schauspieler an den „akuten Wirkungen von Ketamin“ gestorben.

Unklar ist jedoch, wie Perry in den Besitz des Mittels gelangte und unter welchen Umständen er es einnahm. In dem Autopsiebericht wurde sein Tod auch als „Unfall“ infolge der Einnahme von Ketamin beschrieben. Im Magen des Schauspielers wurden nur kleine Mengen der Substanz, in seinem Blut hingegen eine hohe Menge gefunden.

Vor Tod keine beaufsichtigte Ketamineinnahme

Ketamin wird von Ärzten als Anästhetikum und auch zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Perry nahm das Mittel unter Aufsicht im Rahmen einer Therapie von Depressionen ein. In den Tagen vor seinem Tod hatte es eine solche beaufsichtigte Ketamineinnahme bei Perry jedoch nicht gegeben.

Der 54-jährige Schauspieler war Ende Oktober tot im Whirlpool seines Hauses in Los Angeles gefunden worden. In seiner im vergangenen Jahr veröffentlichten Autobiografie hatte Perry berichtet, dass er jahrelang mit Medikamenten- und Alkoholsucht zu kämpfen gehabt habe.

Er habe mehr als neun Millionen Dollar für insgesamt 65 Aufenthalte in Entzugskliniken ausgegeben, schrieb er.

Kultur

Der aus dem Iran geflüchtete Regisseur Mohammed Rassulof soll nach Cannes kommen. Das bestätigten heute Quellen aus dem Umfeld der Filmfestspiele. In Cannes läuft der neue Film des Iraners im Wettbewerb. Die Premiere von „The Seed of the Sacred Fig“ ist am Freitag.

Für Samstag ist eine Pressekonferenz geplant. Rassulof wurde im Iran zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und hat vor wenigen Tagen sein Heimatland unerlaubt verlassen.

Mohammed Rasoulof im Jahr 2017
IMAGO/Tania Volobueva

Prominente haben unterdessen in einem offenen Brief zur Solidarität mit Rassulof und anderen verfolgten Filmemachern im Iran aufgerufen. Die deutschen Filmschaffenden Sandra Hüller, Franz Rogowski, Fatih Akin, Tom Tykwer und Edward Berger gehören zu den Unterzeichnern des Aufrufs, der heute veröffentlicht wurde.

In dem Brief wird die „menschenverachtende Verfolgung“ von Kulturschaffenden im Iran verurteilt. „Es sind die iranischen Behörden, die Verbrechen begehen, indem sie versuchen, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen, und jegliche politische Opposition gewaltsam verfolgen, nur um ihren eigenen Machterhalt zu sichern“, heißt es darin.

Jenny Erpenbeck ist als erste Deutsche mit dem International Booker Prize ausgezeichnet worden. Die Schriftstellerin und Opernregisseurin erhielt den diesjährigen Preis für die englische Übersetzung ihres Romans „Kairos“ gemeinsam mit Übersetzer Michael Hofmann, mit dem sie sich das Preisgeld von 50.000 Pfund (rund 58.500 Euro) teilt. Hofmann wurde als erster männlicher Übersetzer mit dem seit 2016 verliehenen Preis ausgezeichnet.

Jenny Erpenbeck und Michael Hofmann mit den Auszeichnungen in der Händen
AP/Alberto Pezzali

„Ich bin sehr geehrt“, sagte Erpenbeck bei der Preisverleihung gestern Abend in London. Der Roman dreht sich um die Liebesbeziehung zwischen einer jungen Studentin und einem sehr viel älteren, verheirateten Schriftsteller in den letzten Jahren der DDR in Ostberlin.

Das von der gemeinsamen Liebe zu Musik und Kunst beflügelte Verhältnis der beiden geht jedoch in die Brüche, wie auch der Staat um sie herum im Zerfall begriffen ist.

Jury: Roman „sowohl schön als auch unangenehm“

Das Buch sei außergewöhnlich, weil es „sowohl schön als auch unangenehm ist, persönlich und politisch“, hieß es in der Begründung der Jury. Erpenbeck lade dazu ein, eine Verbindung herzustellen zwischen politischen Entwicklungen, die Generationen definierten, und einer zerstörerischen, sogar brutalen Liebesaffäre.

Der International Booker Prize gehört zu den prestigeträchtigsten Literaturpreisen in Großbritannien. Ausgezeichnet werden fremdsprachige Werke, die ins Englische übersetzt wurden.