Macron reist nach Neukaledonien
Nach tagelangen Unruhen in Neukaledonien will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron heute Abend in das französische Überseegebiet reisen. Er wolle dort ein Gremium für den Dialog einrichten, um eine politische Antwort auf den Konflikt zu finden, teilte Regierungssprecherin Prisca Thevenot in Paris mit.
Unterdessen begann die Rettung von Touristinnen und Touristen. Es seien zunächst zwei Flüge zur Fortbringung von Touristen geplant, schrieb die australische Außenministerin Penny Wong in Onlinenetzwerken.
„Rückkehr zur Ruhe“
Der Vertreter der französischen Regierung in Neukaledonien, Louis Le Franc, erklärte, die schrittweise „Rückkehr zur Ruhe“ setze sich fort. Zugleich kündigte er an, Einsatzkräfte zu mobilisieren, um die anhaltende Gewalt einzudämmen.
Die Straße zum internationalen Flughafen La Tontouta nahe der Hauptstadt Noumea wird seit Tagen von Unabhängigkeitsbefürwortern blockiert. Dutzende Straßensperren, die Sicherheitskräfte am Sonntag freigeräumt hatten, wurden später größtenteils wieder aufgebaut. Kommerzielle Flüge von und nach Neukaledonien sind derzeit ausgesetzt.
Frankreich hatte Hunderte Sicherheitskräfte nach Neukaledonien entsandt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. 270 Menschen wurden nach Behördenangaben bisher festgenommen.
Wahlrechtsänderung aus Auslöser
Die Unruhen in dem Überseegebiet, bei denen bereits sechs Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt wurden, halten seit gut einer Woche an. Auslöser der Ausschreitungen ist eine geplante Änderung des Wahlrechts für die Provinzwahl. Es sollen Einwohner des Überseegebiets nach zehn Jahren Aufenthalt das Wahlrecht bei der Provinzwahl bekommen. Bisher lag die Grenze bei 25 Jahren Aufenthalt.
Die ursprüngliche Bevölkerung der Inselgruppe, die Kanaken, etwa 40 Prozent der Bevölkerung, befürchten eine Verringerung ihres Einflusses gegenüber den Festlandfranzosen, die sich in Neukaledonien niedergelassen haben.
Dabei geht es auch um die Frage einer möglichen Unabhängigkeit der Insel, die viele Ureinwohner befürworten. Frankreich hatte Neukaledonien Mitte des 19. Jahrhunderts kolonisiert.